Tonnes Tagebuch: Was ist los im Gastro-Gewerbe? (Haarwasser)

Liebes Tagebuch!
Ich hatte um einen Espresso mit einem Glas Wasser gebeten.
Es hatte gedauert, bis die Bestellung in Handlung umgesetzt wurde. Paderborn. Quell der Pader. Quell des Lebens. Katholisch eben.
Irgendwann kam die Bedienung, oder nennen wir sie Service-Kraft, und lancierte ihr Tablette an unseren Tisch. Wir saßen dort mit sieben Personen herum. Um einen Tisch.
Der Zopf der Servicekraft war in mein Wasser getunkt.
Ich hatte das nicht bemerkt.
Ich hörte ein Plätschern neben mir. Ein Fleck auf dem Pflaster. Wir saßen draußen.
Die Servicekraft habe ihren Zopf ausgedrückt, teilten mir die Mitsitzenden mit.
Gelächter.
Gelächter. Ich hatte schon einen Schluck vom kontaminierten Wasser genommen.
Hast du das  nicht gesehen?, fragte der Rest der Gruppe.
Nein, hatte ich nicht.
Der Zopf war in deinen Beistellwasser zum Espresso getunkt.
Die Servicekraft hatte den Zopf ausgedrückt, vielleicht auch ausgewrungen.
Neben mir war dieses Plätschern gewesen. Ein ausgedrückter Zopf. Espresso eben.
Die Servicekraft war schon verschwunden.
Haarwasser.
Kann man das trinken?
Ich war irritiert.
Soll man sich wegen servicekraftbedingter Mängel beschweren?
Was würde der Chef sagen?
Vielleicht würde die Servicekraft entlassen werden, nur weil ich ihr Haarwasser nicht trinken mochte.
Ein Mitglied der Gruppe opferte sich.
Es hatte ein Glas Wasser aus der Leitung extra bestellt, das nicht gekommen war.
Es schluckte die Tabletten, die es  schlucken musste.
Ich war erleichtert. Sein Wasser war nicht gekommen, das Haarwasser war weggespült.
Legionellen drohten doch wohl nicht, dachte ich.
Paderborn. Was war los im Katholikenland? Einem Protestanten wäre das nicht passiert, der hätte protestiert.
Aber: Ich  bin doch Protestant!