Das nackte Knie in der Kunst - Andy Werwohl: Hackepetra (2013)

Andy Werwohl: Hackepetra (2013)
Leipzig hat es vorgemacht. Die Wörter müssen geändert werden; die Busfahrerin und die Oberamtsrätin können auch Männer sein; die werden sich wohl an die Endsilbe gewöhnen müssen, auch wenn das Mehrarbeit bedeutet, wenn man seinen Beruf aufschreiben muss.
Fotokünstler Andy Werwohl wehrt sich dagegen, als Fotografin bezeichnet zu werden, da er sexuelle Diffamierung fürchtet - für einen Künstler zwar eher untypisch, denn als Sexuelle ist bekannterweise verkaufsfördernd und bringt den größten Quatsch über den Ladentisch - , aber er kann und will nicht als Frau geoutet werden und beharrt auf seiner maskulinen Disposition.
Protestiert im Kleinen, damit es groß werden kann!, schreit er seit ein paar Tagen in die Welt, und meint damit, man solle sich nicht die großen Dinge vornehmen, sondern den Kehricht vor der eigenen Haustür.
Lange schon hatte ihn der Begriff Hackepeter gestört, der verniedlichend ein feingeraspeltes Schwein meint, das man bequem in die Pfanne drücken und braten kann, um daraus Frikadellen oder eine Melange à la Bolonaise zu erzeugen, die dann auch ohne Zähne konsumiert werden kann.
Gleichberechtigung auch im Wortschatz!, schreit er weiter.
Warum werden die hässlichen und unappetitlichen Dinge des Lebens immer im Maskulinum gebildet? Der Hackepeter!
Mit seinem Foto Hackepetra will er ein Zeichen setzen, ein Zeichen für die Männer, die es jahrtausendelang aushalten mussten, das Männliche für das Widerliche herzugeben, damit es sich in einem Wort manifestieren konnte.
Schluss damit, ist seine Parole, 2000 Jahre waren die Männer dran, jetzt sind die Frauen mal an der Reihe.
Der künstlerisch Interessierte wird sich freuen auf das, was demnächst noch kommen wird.