Kunst oder Könst?

Andi Goldwerti: Schlitz im Freien (2013)
Kunst kommt von Können, lamentierte der Kunstlehrer damals und fühlte sich selber natürlich als Könnenlehrer.
Wenn man es könnte, aber nicht kann, dann ist das wohl eher Könst.
Das Wort Könst drückt aus, was es ist.
Keine Kunst nicht, aber auch keine Kunst. Verwirrend.
Könst ist die Möglichkeitsform des Objektes. Es hätte sein können, tut es aber nicht.
So bleibt es im Trivialen, verharrt dort unter anderen Sachen, die weg können.
Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Zufällig liegt ein dünner Ast neben einem Blatt an ein paar Mooswucherung auf einem schieferfarbenen Stein. Zufall, sagt der Normalbürger und geht weiter seines langweiligen Weges.
Kunst!, schreit der Künstler im Inneren und denkt natürlich auch an den leeren Geldbeutel, der sich schnell und ohne großen Aufwand füllen ließe, wenn man willige Idioten fände (Möglichkeitsform!), die das Objekt für einen künstlerischen Erguss hielten.
Kunst muss nicht schön sein; dafür hat man ja den Begriff geprägt, dass auch Hässliches wahrgenommen wird. Entscheidend ist, dass ein Teil der Bevölkerung - der, der das Sagen hat - sagt, es sei Kunst und man könne das kaufen und in ein paar Jahren sei das richtig was wert. Könnte man meinen.
Das Blatt des beschriebenen Kunstwerkes ist bis dahin zerbröckelt, das Moos hat alles überwuchert und der Stein war schlicht eine PVC-Platte, die sich jetzt merkwürdig verbiegt.
Wahre Könst ist ehrlich. Die eigentliche Kunst degeneriert mehr und mehr zum Trugbild und zur Geschäftemacherei.