Pilger

„Ich habe Durst“, sagte Klaus, „wie weit ist es denn noch?“ Norbert zog die Stirn in Falten. Das nervte. Dieses ständige Genösel. „Bis wohin?“, fragte Norbert. „Na, bis wir da sind“, antwortete Klaus, „mir tun die Füße weh, das glaubst du gar nicht.“ „Stell dich nicht so an, das hier ist eine Pilgerreise, das ist kein Zuckerschlecken, also reiß dich mal zusammen!“ Norberts Ton wurde bestimmter, fast schon ärgerlich. Klaus trottete hinter Norbert her, der Kopf war leicht gesenkt, seine Beine wirkten noch krummer als sonst. Gut, er hatte kürzere Beine, krummere Beine, dickere Beine und Senkfüße, oder sogar Senkspreizknickfüße. Aber das war kein Grund, immerfort zu nöseln. Es ging ums Gehen, ums Durchhalten. Nicht ums Ankommen. Nicht ums Trinken oder Essen oder Schlafen. Klaus hatte immer nur das im Kopf. Sie waren jetzt 3 Tage unterwegs und schon morgens fing Klaus an zu fragen: Wie weit ist es noch? Oder Sätze in die Gegend zu stellen: Ich habe Durst! Ich muss pinkeln! Ich will nach Hause. Meine Füße tun weh. Mein Rücken auch. Ich habe Kopfschmerzen. Meine Beine sind schwer wie Kartoffelsäcke, ich habe eine Blase am Zeh. Ruhig bleiben, dachte Norbert bei sich. Das geht alles vorüber. Noch 20 Tage, dann mussten sie das Ziel erreicht haben. Wenn Klaus durchhielt und keine Pausentage brauchte. Eigentlich wollte Norbert auch nach Hause. Und Durst hatte er auch. Und die Beine, bloß nicht dran denken...