Optische Täuschungen: Im Buchladen

Neulich blättere ich am Eingang einer Filiale einer Buchhandelskette in einem Bildband zu Bravos fünzigstem Geburtstag und komme von Freddy Quinn über Gitte und einem Starschnitt von Pierre Brice als Winnetou(I-III) zu eine Bild, das mich anhalten und stutzen lässt: Och, denke ich, Boy George war auch mal richtig schlank! Der ist mit seinem Erfolg verfettet, musste immer größere Sakkos tragen, damit man den Schmull nicht sah, und, der sah ja richtig gut aus, und hier auf dem frühen Foto: Nein, fast zum Anbeißen, wenn er nicht ein Mann gewesen wäre, und Männer stehen nicht auf Männer, also nicht offiziell, das ist nach wie vor unmännlich und gilt tendenziell als homosexuell, weil man schwul ja nicht sagt. Ich sinniere weiter über diesem Foto und denke: An irgendwen erinnert der mich aber auch, war die mit mir nicht damals beim Pastor, sind wir nicht zusammen konfirmiert worden? Die Tasache, einen Bravo-Bildband in Händen zu halten, erinnert doch immer an pubertäre Begehrlichkeiten, und anstatt den Katechismus geistig zu durchdringen, hat sich der erwachsen werdende Konfirmand doch eher die süße Kati einfach anders vorgestellt, leichter bekleidet,im Badeanzug, oder vielleicht auch ohne diesen. Unvorstellbar, dass Boy George wie Kati ausgesehen haben soll. Vielleicht schau ich mal an den Bildrand,denke ich weiter, um eine Notiz zur dargestellten Person zu finden: Sinead O'Connor. Aha, dachte ich's mir doch. Das war ja nachweislich eine Frau, immerhin ist die auch Mutter geworden.
Ich hake das Kapitel Boy George für heute ab und gehe nach Hause. Wie hieß die Kati aus der Konfirmandengruppe denn noch mit Nachnamen?
Ekke Dützmann