Fernwärme


Menschliche Wärme, dem anderen nahe sein, spüren, dass man nicht allein ist, das wünschen wir uns alle. In liebloser Zeit ist das ein Begehren, das nicht immer Erfüllung findet. Glücklich der, welcher sich mit seiner Liebsten an das Ufer eines Flusses setzen kann und spürt, dass alles fließt, dass die ganze Glückseligkeit durch die Adern strömt, allein dadurch, dass wir dem lieben Menschen unsere Hand reichen.
Diese Idylle konterkariert förmlich ein Fernwärmerohr, dass zwar suggerieren möchte, es gebe in der ferner Ferne Wärme für den Ungeliebten. Das ist betrügerisch. Fasst man die Rohre an, so saugen diese förmlich das Warme aus dem einsamen Körper und schießen es in deutsche Haushalte, in denen die Menschen vor den Fernsehgeräten vergammeln. Wärme fördert den Gärungsprozess, und das ist die dunkle Seite des Begriffs. Dem Einsamen bleibt keine Chance. Vielleicht reibt er sich schadenfroh ob der Tatsache die Hände, dass Beziehungen im Schnitt zwischen 3 Tagen und 14 Jahren dauern; und dann ist Schluss. Aus mit der Idylle, aus mit menschlicher Wärme. Das Händereiben aber erzeugt sie, auch wenn das in etwa dem Alleinamflussuferherumsitzenohnepartner gleichkommt.