Alles wird einheitlicher

Da hieß es doch neulich in der Presse, das Abitur in der Bundesrepublik  solle einheitlicher werden.
Was auch immer das bedeuten mag, es befremdete den Leser das Wort einheitlicher irgendwie.
Ein diffuses Gefühl von 'da stimmt was nicht' breitete sich aus und zwang das Hirn, über das Gelesene nachzudenken.
Wenn etwas einheitlicher werden soll, dann muss es ja schon einheitlich gewesen sein, sonst könnte man es nicht steigern.
Aber was sollte das Ziel sein? Wenn etwas einheitlich ist, dann ist es gut, wenn man Einheitlichkeit will.
Vielleicht ist es deutsch, etwas noch besser zu machen, auch wenn es schon gut ist. Dafür wurde ja international der Komparativ erfunden, und den benutzt man auch hierzulande gern.

Irgendwann beträte man die Stufe des Superlativs, und das Abitur wäre in der BRD am einheitlichsten von ganz Deutschland. Klingt komisch, ist es vielleicht auch, aber keiner lacht.
Wahrscheinlich ist die Steigerung von 'einheitlich' in Zeiten der Verflachung, Gleichstellung und Anpassung irgendwie einzigartig.
Auch hier bietet sich an, dass das einheitlichste Abitur in Deutschland einzigartiger ist, als im Ausland etwa. Wenn die kein einheitliches Abitur haben, wäre es sozusagen konkurrenzlos am einzigartigsten.
Mut zur starken Sprache! Wo keine Entwicklung ist, kann sich wenigstens die Sprache entwickeln.
Der Wortfühlige moniert vielleicht sein Unbehagen: Hier vergewaltige man das Wort, geschrieben oder gesprochen, und missbrauche es zur Verschleierung der Inhaltsleere, der Hirnlosigkeit der Schreiber und Sprecher.
Das sei das Letzte.
Aber es gebe doch auch das Allerletzte, wendet der Kritisierte ein, und das käme doch deutlich nach dem Letzten.
Man mag sich nun fragen, ob der Letzte damit zum Vorletzten degradiert wird.....
Insgesamt sollten man das Vorgehen gegen Sprachschlampereien einheitlicher gestalten, damit nicht jeder sprechen könne, wie er wolle täte oder tüte.