Wer war Güpi?

Güpi hatte eine Hasenscharte.
Güpi hatte rote Haare und Sommersprossen und blasse Haut.
Güpi war zwei Klassen unter uns.
Güpi war anders als wir.
Güpi hatte keine Freunde.
Güpi war uns aufgefallen. Güpi war dran.
Wir kannten das Wort Mobbing nicht, aber alle wussten, wie es ging.
Ey, Güpi, sag mal was!, riefen wir, damit Güpi etwas sagte.
Wir wollten hören, wie die Worte durch den Hasenschartenfleischwolf klangen.
Wir wollten rätseln, was er gesagt hatte.
Wir lachten, wenn Güpi etwas sagte, denn er glaubte, dass wir wirklich mit ihm reden wollten.
Wir wollten nicht reden, wir wollten hören.
Wir wollten nicht mehr die grauen Säcke hören, die unsere Lehrer waren. Was hatten sie uns beigebracht?
Wir wussten es nicht.
Wir wussten, dass wir mit Leuten, die anders sind als wir, nicht unser Pausenbrot essen sollten.
Wir waren Gymnasiasten.
Wir waren nicht Hilfsschüler.
Wir waren nicht Schwarze.
Wir waren deutsch und gut und Gymnasiasten. Das predigten uns die grauen Säcke.
Güpi konnte einstecken, er war robust.
Manchmal, wenn er heulte, lief eine feine Spur Rotz seine Hasenscharte entlang.
Wer aber war Güpi?  Wir kannten nicht mal seinen Namen.