Langeweilige Zeit, langweilige Bilder.
Das Wetter betrübt, die Gegend öde, ein Denkmal am
Horizont touristisch, aber tausendmal gesehen.
Was tun, wenn das einzig Interessante ein bronzener
Monarch ist, der seine nachlässige Hand über das Land hält, nicht um zu schützen,
sondern weil ihn sein Schulter-Nacken-Syndrom schmerzt und er erkunden will, wo
es nun wirklich herkommt.
Da wird es Zeit, selbst Hand anzulegen, um aus
Knipsaufnahmen echte Fotos zu machen.
Die Trübness mit etwas Blau in eine schöne Melancholie
gespritzt und immer wieder die Schärfe nachjustiert, sodass Verdecktes sichtbar
wird. Immer und immer wieder den HDR-Schalter betätigt, und was auch immer das
heißt - (Halt den Rand?) plötzlich erscheinen da die Wesen, die unseren Alltag so
quälend und so beängstigend machen.
Flattergeister, die die Hundebesitzer umschwirren, wenn
ihre kleinen Kacker an der falschen Stelle ihr Häufchen machen.
Flattergeister, die nichts bewirken, außer einem diffusen
Gefühl der Schuld oder der Schadenfreude.
Dem einen geht es so: Huch, da habe ich aber schuld an
einer Verunreinigung.
Dem andere so: Scheiße, dem habe ich’s gegeben. Geschisssen
drauf!
Zwischen Schuld und Fäkalphantasie schwankt das
Gefühlsrepertoire der Nebulösen, die den lieben langen Tag nichts anderes zu
tun haben, als auf Menschen mit sozialen Defiziten zu warten. Und wer ist schon
vollkommen?
Flattergeister. Auch wenn sie zu den nutzlosesten
Nutzwesen gehören, sie sind doch Geschöpfe, die eine Funktion haben. Wir, die
Halbblinden, können diese nicht erkennen. Das ist aber nicht die Schuld der
Flattergeister, sondern unsere eigene.
Ohne ein Fotobearbeitungsprogramm wüsste wir gar nicht,
dass es sie gibt.
Aber immerhin machen sie aus einem langweiligen Foto einen
richtigen Hingucker.
Also: Nicht alles löschen, was doof aussieht. Mehr hinter
den Vorhang schauen. Da gibt es immer was zu entdecken. Und wenn es nur
Flattergeister sind.