Fatale Hörfehler: Kurzarmigkeit

Wie hatte er seinen Arzt bekniet, wie hatte er ihm seine Sorgen und seine Beschwerden vorgepredigt!
Aber der Doktor hatte wieder nicht zugehört. Hektisch, wie er immer war, wenn der Laden brummte, hatte er sich etwas in den Rezeptblock gemurmelt, bzw. seit ein paar Jahren in die Tastatur seines Computers, hatte gegrummelt und gebrummelt, geschnieft und geseufzt,geknatscht und geknarzte, dass es ein Freude gewesen wäre, wenn es nicht um die eigene Befindlichkeit gegangen wäre.
Kurzarmigkeit! Sein Leben lang hatte er darunter gelitten; wenn er an eine Tasse wollte, reichten die Arme nicht hin. Tritt doch einen Schritt näher!, war der fromme Rat. Aber darum ging es ja nicht. Endlich einmal normal zugreifen, ednlich einmal drankommen, wie der Durchschnittsbürger das auch machte, darum ging es.
Sei  Hausarzt, sein feiner Hausarzt aber hörte nicht hin und nicht zu.
Kurzatmigkeit!, zischte es durch die Backen, als hätten sie kleine Löcher, damit der Dampf austreten konnte, unter dem der Mediziner stand. Das Rezept war schnell ausgedruckt.
Kurzarmigkeit, nicht Kurzatmigkeit!
Er verließ enttäuscht die Praxis, das Rezeptblatt flog vor der Tür ins Rosenbeet. Gegen Kurzarmigkeit gab es wohl kein Mittel. Traurig. Aber einfach mal zuhören, das war doch nicht zu viel verlangt!
Hausarzt, dachte er, Hausarzt! Als ob Häuser einen Arzt bräuchten!