Weiser Mann und noch weiserer Mann nach dem Erkenntnisbrabbeln



Der weise Mann schwafelte mal wieder rum, denn er hatte von seinem Meister gelernt: Schwafel rum, wenn du ein weiser Mann werden willst, irgendwas Gutes ist schon dabei. 
Das kannst du dann dem Volk erzählen und alle werden an deinen Lippen hängen und dich für einen weisen Mann halten.
Der weise Mann legte los, er hatte sein Frühstück, das aus einem hartgekochten Ei, Schinken und einer guten Portion Cornflakes mit Schoko bestanden hatte, beendet, rülpste laut und murmelte: Hätte auch ein Furz werden können.
Das ist nicht neu, dachte er, das hat mein Oppa auch schon gesagt, wenn ihm einer rausgeknallt war. 
Zieh mal, hatte sein Onkel immer gesagt, und seinen kleinen Finger hingehalten. Wenn er dran gezogen hatte, entfuhr dem Onkel ein gewaltiges Darmgeräusch, was ihn, den kleinen Jungen, entsprechend erschreckte. Der Onkel lachte dann immer.
Nicht abschweifen, weiser Mann, sagte der werise Mann zu sich, und fing mit einer Brabbelübung an, einer Art Zungensprechen, was ja auch die sogenannten Erleuchteten als Hauptbeschäftigung vorführen und die Leute mit sinnlosen Silben in religiöse Verzückung bringen.
Aus einem Gewühl von hmmmmkrrrrbrrrabrrrabbbel schälte sich plötzlich das Wort Heimkehr heraus.
Wer nicht weggeht, kann nicht heimkehren.
Wer nicht reingeht, kann nicht rauskommen, es sei denn, er war schon draußen.
Heimweh hat nur der, der ein Heim hat, wie das Bauchweh nur dem Bauchbesitzer zusteht.
Alleim im Heim im Keim ersticken.
Das war grammatikalisch falsch und ergab keinen Sinn.
Es muss keinen Sinn ergeben, beruhigte sich der weise Mann, es muss gut klingen und über eine kryptische Weisheit können sich die Leute den Kopf zerbrechen und zu vielleicht eigenen Erkenntnissen kommen. Wahrscheinlich aber nicht, denn wozu sollte ein weiser Mann sonst gut sein, wenn die Leute immer auf alles selber kämen?
So brabbelte der weise Mann bis in den Nachmittag. Dann bekam er Besuch vom noch weiseren Mann, der ihn überraschen wollte:
Weiser Mann! Der noch weisere Mann hatte eine Erleuchtung! Wisse: Wer nicht weggeht, kann nicht heimkehren.
Verdammt!, dachte der weise Mann, blieb aber äußerlich vollkommen unberührt und ruhig.
Wahrlich, ergänzte der weise Mann, ein guter Satz.
Den werde ich sofort den Menschen vorstellen und dann veröffentlichen, sagte der noch weisere Mann.
Gut, gut!, bestätigte der weise Mann und zischte bei sich weiter: Ohne Krempe ist dein Hut! Und deine Tröte ohne Tut!
Das sagte er aber leise, weil er es sich mit dem noch weiseren Mann nicht verderben wollte.
Schreibt man „heimkehren“ eigentlich zusammen?, fragte der noch weisere Mann.
Getrennt!, antwortete der weise Mann und grinste innerlich, getrennt und heim schreibt man groß!
Das wär ja noch schöner, dachte er weiter, den größten und banalsten Blödsinn als Erleuchtung und Erkenntnis verkaufen, damit Kasse machen wollen und nicht mal ein paar Grundlagen der Orthographie beherrschen!
Hoffentlich war sein Lektor genauso bescheuert.
Der noch weisere Mann verabschiedete sich fröhlich. 
Der weise Mann fragte: War's das?
Jupp, sagte der noch weisere Mann, ich bin denn mal weg, will den Satz gleich mal testen....
Das kannst du, verabschiedete der weise Mann seinen Gast, und dachte: Du kannst mich mal.
Dann beschloss er sofort, noch zweidrei Stunden zu brabbeln. Vielleicht würde ja noch etwas richtig Gutes dabei rauskommen.