Hackeböller: Mein Ostbalkon Kachel 2/126 "Spiegelei"

Wilfried Hackeböller: "Spiegelei" aus "Mein Ostbalkon"
(2013)
Material: Geplatzte Fliese, Fugenzement, Wasser, Dreck
Hackeböller schneidet immer wieder Lebensthemen an. Das Spiegelei spielt besonders im Leben einsamer Menschen eine Rolle, insoweit, dass es suggeriert, man könne sich in ihm sehen.
Hach, sehe ich heute wieder gelb aus, es wird doch wohl nicht die Leber sein; vielleicht ist es aber auch nur der schlecht ausgeheilte Sonnenbrand von letzter Woche.
So oder ähnlich können Gespräche sein, die beim Anblick des Objektes initiiert werden.
Nebenbei stellt sich heraus, dass das Weiße eher selten Ansprechpartner ist, das Gelbe dominiert in dieser Rolle unbedingt.
Kulturkritisch gesehen, scheint für die weiße Rasse  der Spätherbst eingeläutet zu sein, das Gelbe und damit der gelbe Mensch deutet auf die dynamische Progression aus Asien hin, die die Weißen ins Abseits drängt, wenn er dem nicht Einhalt gebieten kann.
Noch am Rande, aber in die Mitte drängend, kann sich der Billiglandgroßproduzent von Plastikspielzeug und anderem Unnützen unaufhaltsam in das Terrain der Weißen schieben und Zentimeter um Zentimeter Land gewinnen.
Wer in den Spiegel sieht, sollte sich nicht wundern, wenn er etwas sieht.
Ein Spiegelei allerdings ist nur ein Trugbild, dem man nicht verfallen sollte.
China ist weit.
Das Weiße ist groß.
Der rote Mann ist der tote Mann; dafür haben die hellhäutigen Usurpatoren gesorgt.
Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Das ist doch ein Kinderspiel.
Auch wenn viele Fragen offen bleiben, so fehlen uns doch die Antworten.
Hackeböller verwirrt wie immer.