Mensch und Hund

Die Hundebesitzer werden ihren Tieren im Laufe der Zeit immer ähnlicher - diese These vertritt die Menschundtier-Psychologie seit Jahren und Recht hat sie. Wenn man einem pudelartigen Wesen gegegnet, dessen Kopf auf Kinderhandballgröße toupiert oder aufgeplüscht wurde, sodass der Restkörper ziemlich schlapp daherdackelt, dann stellt sich die Frage, wie Herrchen und Frauchen aussehen. Vielleicht hat ein Modehundecoiffeur streng nach Vorbild gearbeitet, um die These der Wissenschaft zu untermauern, vielleicht haben Mutti oder Vati selbst Hand angelegt und bei Erreichen der Halskrause die Arbeit eingestellt, weil ein Gewitter den Einsatz strombetriebener Werkzeuge verhindert hat; die Frage bleibt weiterhin offen. Möglich, dass die Tierliebhaber einen durch übermäßigen Fernsehsesselmissbrauch degenerierten Körper durch eine Entlockung des Tierkörpers nachgebildet haben und betonen wollen, dass sie einen im Verhältnis zur Körpermasse übergroßen Kopf besitzen; möglich aber auch, dass die Betonung auf dem Intellekt liegen soll oder wenigstens auf dem Kopf, dessen sich der Mensch im 21.Jahrhundert immer mehr bedienen sollte, weil die natürlichen Anfeindungen und Herausforderungen des Lebens den Bewegungsapparat vernachlässigen und schrumpfen lassen. Bedenkt man weiter, dass der Kopf des aufgepeppten Hundes zu 70 Prozent aus Fell und Luft besteht, könnte man auf die Idee kommen, den Hunderhaltern fehlt die nötige Gehirnmasse, um überhaupt die Basis-Frage zu stellen: Warum habe ich solch einen Hund? Oder noch einfacher: Was macht dieses Tier an meiner Leine?