Zugreisende - Was ist das denn? Lesefehler des Tages

Da kommt mir heute morgen im Weserboten, den ich um halb sieben jeden Morgen studiere, dazu eine Tasse Kaffee  für Körper und Hirn trinkend, das Wort ZUGREISENDE vor die Augen.

Im ersten Moment verarbeitet das noch verschlafene Hirn etwas von Zugereisten oder Zugreisten, also Menschen, die nicht dahin gehören, wo sie eben Zugereiste sind, die aber nicht gleichzusetzen sind mit Flüchtlingen oder geflohenen Menschen. Zugereiste sind deutsche Staatsbürger, die freiwillig ihren Heimatort verlassen, um sich an einem ihnen unbekannten Ort niederzulassen. Ohne die neue Nachbarschaft vorher um Akzeptanz gebeten zu haben! Was den Verwandlungsprozess vom Zugereisten zum Einheimischen erheblich erschwert.

Im zweiten Moment erkennt das langsam erwachende Hirn das Wort Zugreisende. Das sind wohl Menschen, die mit dem Zug oder der Deutschen Bahn reisen, wenn diese denn fährt. Zugreisende trotzen aller Erfahrung und gehen immer wieder das Risiko ein, später als geplant zu fahren und gar nicht dort anzukommen, wo sie hinwollten. Zugreisende sind mutig. Zugreisende schonen die Umwelt und bereiten der Automobilindustrie Sorge, worüber sich jeder freut, weil dieser korrupten profitgeilen und subventionserschleichenden Sparte mal so richtig die Sorgenfalten wachsen sollen, inklusive dem sympathisierenden und vorteilsverschaffenden Minister Scheuer. Scheuerlappen!, rutscht es meinem Denkapparat heraus. Politisch nicht korrekt aber vollkommen richtig. Wisch und weg damit! Das wäre was.

Bevor sich mein Hirn weiter in einen abgrundtiefen Hass gegenüber der CSU-Krampe hineinsteigern kann, lenke ich das Denken in einem dritten Moment auf die Lesart: Zu-greisende. Dabei muss es sich um Personen handeln, die schon betagter sind und nicht nur vergreisen, sondern sogar zu-greisen. Während das Vergreisen einigermaßen mit Inhalt gefüllt werden kann - als fortschreitender Alterungsprozess mit all seinen nachteiligen Nebenwirkungen - bleibt der Sinn des Worts zu-greisen nur hypothetischer Natur. 

Ist Zugreisen ein sich nach innen kehrender Prozess, der aufgrund verschrumpelnder Hautlappen ein nicht nur mentales, sondern auch körperliches Nach-Innen Schrumpfen bedeutet? 

Oder ist es vielmehr das degenerative Überwuchern mit Alterserscheinungen wie Flecken und zusätzlichen Flachwarzen und Hautläppchen, einhergehend mit einer Haarentfärbung auf der gesamten Körperoberfläche?

Oder kann es ein Vorgang sein, den man mit dem Zuschmieren, Zusauen und Zusabbern vergleichen kann, und den man mit etwas Disziplin und Übung rückgängig machen könnte, mindestens aber in seiner Entwicklung aufhalten?

Im vierten Moment verlasse ich das Feld der Spekulation und erinnere mich, dass ich letzte Woche im Eingangsbereich des TreuKaufs ein Schild gesehen hatte, auf dem "Liebe Kurden!" gestanden hatte, was wiederum falsch und ein Lesefehler war. Richtig war "Liebe Kunden!" Bis ich das erkannt hatte, war schon geraume Zeit verstrichen, die ich mit der Ergründung der besonderen Ansprache der Kurden in einem Dorfladen verbracht hatte. 

Insgesamt betrachtet sind Lesefehler Vergeudung von Lebenszeit. Vielleicht sollte ich mal wieder mit dem Zug reisen, um nicht zuzugreisen.