Der Rucksack drückt, die
Füße schmerzen, Bruno will weiter, Bruno will weg, von zu Hause, von allem, weg
vom alten Leben, um ein neues Leben zu finden, weg vom Zwang, vom
Eingezwängtsein, weg von den Erziehungsberechtigten, von den Vorschriften, den
Anweisungen, den Empfehlungen, den Regeln, den Absurditäten, die die Luft
rauben, die den Hals zuschnüren, den Leib erdrücken, die wie ein Haufen
Mutterboden lasten, der dir auf dein Gesicht geworfen worden ist, denkt Bruno. Der
dich erstickt.
Die Füße schmerzen, der
Rucksack drückt, Bruno will weg, weg von sich, von dem, der er ist und war und
sein soll. Bruno fängt an zu rennen, wo ist der Horizont, denkt er, da wo es
weiter gehen soll? Da wo die Zukunft beginnt?
Der Rucksack drückt, denn in
ihm hat Bruno das Vergangene aufbewahrt, falls er es noch einmal brauchen
könnte. Bruno weiß, er sollte diesen Sack, diese Last, dieses alte Leben
wegschmeißen, weit weg, in einen Abgrund, um nie wieder daran rühren zu müssen.
Da ist der Horizont, hier
ist der Abgrund! Das Eine nicht ohne das Andere.
Den Rucksack endlich
wegwerfen, die Last loswerden, denkt Bruno, den Sack einfach in den Abgrund
fallen lassen! Langsam lässt Bruno den Rucksack auf den Boden gleiten, er
spürt, wie er leicht wird, befreit, als könne er fliegen. Bruno hebt sich empor
und fliegt und fliegt. Die Luft saust an seinen Wangen vorbei. Endlich frei,
denkt Bruno, endlich unendlich endlich. Kurz vor dem Aufprall, denkt Bruno,
dass er doch eigentlich den Rucksack hatte fliegen lassen wollen. Egal,
Hauptsache weg mit dem Rucksack, schießt es Bruno in den Kopf. Er oder ich, das
ist jetzt gleich gültig.
Der Aufprall ist kurz und
hart und blutig. Brunos Glieder zerschmettert, der Schädel aufgeplatzt. Bruno
lächelt. Das neue Leben im Tod gefunden.
(Zu Mozart: Violinkonzert
Nr.3, Adagio)