Hölle und Himmel

Da wollte in Osnabrück der Mensch wieder einmal mächtiger sein als der Schöpfer und versuchte, ein Bauwerk zu errichten, das die örtliche Kathedrale überragen sollte, wenn nicht überschatten. Dass solch frevlerisches Tun seinerzeit schon mit Sprachverwirrung bestraft wurde, ist hinlänglich bekannt. Hier einen neuen Versuch zu starten, die himmlische Großmütigkeit zu überprüfen, grenzt an Leichtsinn. Böse Zungen behaupten, dass die Kathedrale gar nicht den Mindestanforderungen an ein solches Bauwerk erfüllt, dass sie zu klein sei, zu stumpf, zu hässlich und aus Gasbeton, dass Löwen nichts zu suchen hätten am Portal und dass falsche Fenster eher Stilmittel der Gegenseite seien, also architektonische Teufelswerke. Nachsicht hätten die Mitmenschen, wenn der Konkurrenzbau schön wäre. Aber Hässlichkeit mit noch größerer Hässlichkeit zu begegnen, dafür hat niemand Verständnis. So bleibt nur noch, die Osnabrücker mit Sprachverwirrung abzustrafen. Wenn der interessierte Tourist also demnächst nach dem Weg fragt, muss er sich nicht wundern, ganz woanders zu landen, als er gewünscht hatte. Daran wird auch der westfläische Frieden von 1648 nichts ändern.