Was der Schlager über den Wilden Westen singt

Das Land, in dem Männer Männer sein können, in dem Liebe nicht mit Treue verwechselt wird, da wo die dänische Frau ihren Cowboy als Mann bekommt, ist der Wilde Westen.
Old Shatterhand, dem Mann in fransigem Leder, ist die Hose im Schritt und an den Oberschenkeln vom Reiten zu speckig geworden, wünscht sich ein Mädchen in Samt und Seide, dabei war er kurzfristig mit Nscho-Tschi, der Schwester Winnetous liiert, die allerdings auch in Leder herumlief und sich mit Bärenfett eincremte. Bärenfett riecht nicht gut. Shatterhand verspricht auf der A-Seite einer warumauchimmer aufgenommenen Platte  jener feinen Dame, morgen auf dem Weg zu ihr zu sein, hodihohodihey, ohne dick sein, das tut wäh, singt er, ohne dick sein, das tut wäh, was kann er meinen?,die feine Dame wundert sich, warum Lex Barker erst morgen kommen will und nicht heute, und warum er ihre Figurprobleme anspricht, sie vergisst dabei, dass der anglophile Muttersprachler ein Problem mit dem ch hat; er hatte „ohne dich sein, tut so weh“ gemeint; sie wartet trotzdem, denn sie riecht das speckige Leder so gern, in dem ein richtiger Kerl schwitzt. Winnetou, alias Pierre Brice, bleibt echte Antworten schuldig, das wundert uns, wenn er singt „Keiner weiß den Tag, keiner kennt den Weg, keiner weiß warum, keiner weiß wohin“, und wir zweifeln an der Kompetenz als Häuptling der Apachen; die Fragen wann, wolang, warum und wohin stellen wir uns ständig, was wir wollen sind Antworten. Auf der B-Seite kontert er dumme Fragen mit einem „Wunderschön“, was uns den Wind aus den Segeln nimmt. Wer will nicht gerne wunderschön sein?

Pferde und Sättel, das tragen die richtigen Kerle, Liebe und Treue sind zweierlei und die Nächte sind blau, weiß Martin Lauer. Man muss nicht alles verstehen, aber man ahnt, dass im Wilden Westen noch andere, natürliche Gesetze herrschen, da ist der Sattel dem Mann manchmal näher als die Liebste, die austauschbar ist, denn Liebe darf nicht mit Treue verwechselt werden, und der einsame Cowboy reitet am Ende eines jeden Filmes in die Abendsonne, während die Geliebte dem Unerreichbaren eine Tränen, die nicht lügt, nachsickern lässt.
Westenschlagersänger Peter Hinnen verwirklichte seinen Kindheitstraum in Idaho:7000 Rinder - Kinder, Kinder, Kinder!
Im Sommer und im Winter immerzu lauter Ochs, lauter Kuh! Der Lehrer kurz vor dem Burnout, der sowas hört, lässt sich einen Wurm ins Ohr setzen und träumt nachts leicht variiert von 7000 Kindern, die viel zu laut sind und wacht jede Nacht schweißgebadet auf und fragt sich, warum er nicht in Idaho ist, sondern an der Karl-May-Gesamtschule Gladbeck?
Marika Kilius, die dann nicht den Bäumler sondern den Zahn heiratete, weiß wovon Cowboys nicht träumen: Nicht von Liebe, nicht von Sehnen (ausgenommen die Sehnenscheidenentzündung des Pferdes nach scharfem Ritt), nicht von Abschied, nicht von Tränen, nicht von Whiskey, nicht von anderen Mädchen, nein, sie träumen von der Prärie. Jack ist wochenlang weg, sie allein auf der Ranch, sie fragt, Jack, denkst du immer an mich, er verneint, dafür habe er aus beruflichen Gründen keine Zeit. Der Cowboy ist genügsam, der Westen wild, Marika denkt, Cowboy sein ist doch schwer, aber  der Cowboy braucht nur Pferd und Gewehr. Ein Cowgirl dazu wäre auch nicht schlecht, sagt Jack, Marika ist weit weg und passt auf die Ranch auf.
Die Frage bleibt offen: Da steht eine ganze Ranch rum, auf der sicher 7000 Kühe brüllen. Warum Bitteschön kümmert sich der Cowboy nicht darum, sonder reitet weg und denkt an die Prärie? Hallo Marika, klingelt’s?