Bodos Welt-Wörterbuch: Träne, die

Träne, die...natürlich, feminin, weiblich also, ist doch klar, denn Jungen weinen nicht. Tränen sind weiblich und sie lügen nicht. Tränen sagten die Wahrheit, wenn sie sprechen könnten. Deswegen lassen Frauen Tränen fließen, und der Mann, der nicht weint, der nicht weinen will, der nicht weinen kann, ist der Gelackmeierte, denn er hat diesen Wahrheitsbonus nicht.
Der Mann muss die Wahrheit sagen,  denn ihm fehlt die Möglichkeit, das nonverbal über diese andrenalinangereicherte Flüssigkeit, die aus den Augen läuft sagen zu können. Die Frau sagt immer die Wahrheit, wenn sie weint, das wissen wir, seit es Schlager gibt: Der Film war so schön, ach, ist die Katze niedlich, upps, tut mir leid, die Sache mit dem Günni, hat mit uns gar nichts zu tun, mach dir mal keinen Kopf.
Es ist nicht zum Heulen, denkt der Mann, nennen wir ihn Manni, denn Heulen geht gar nicht, bloß keine Schwäche zeigen, hart bleiben, das macht nichts, dass der Film rührselige Scheiße war, dass es  überall nach niedlicher Katzenpisse stinkt, und wieso springt die mit dem schwachsinnigen Günni in die Falle, das ist ja wohl das Letzte, mit so einem Spast, so einer Halbintelligenz, es ist zum Heulen, aber ich lass das nicht raus, ein Indianer kennt keinen Schmerz, der blickt ins Weite und hofft, dass Manitou beim nächsten Blitz besser zielt, zum Beispiel in den unteren Bereich von Günni, oder in Sigrid, oder am besten in beide. Manni, schreit Günni, Dortmund hat verloren. Und Manni merkt, wie das Feuchte aus seinen Augen flennt. Dortmund, das durfte nicht wahr sein. Das sind Schmerzen.