Gruppentreffs stärken den Gruppenzusammenhalt

Schon wieder Gruppentreff, er hielt es nicht mehr aus, jede Woche die langweiligen Gesichter, die abgeschmackten Kleider, die pappig-vergelten Frisuren, der traurige Blick und die feuchten Hände. Gruppentreffs stärken das Gemeinschaftsgefühl, hatte der Therapeut gesagt, ja, hallo, welche Gemeinschaft? Gemeinsam gemein sein? War es das? Hier dachte doch jeder nur an sich, alle waren doch hier, um sich dieses verschissene Gruppengefühl zu holen, damit sie nicht zu Hause in der Sofaecke versauerten, damit sie sich nicht abgetrennt von der Welt fühlen mussten, dafür nahm jeder diese üblen Gestalten in Kauf, die alle am selben Problem litten. Was aber war das Problem? Er konnte sich nicht mehr erinnern. Irgendwie waren sie zusammengekommen, irgendwer hatte mal die Leitung gehabt, der war dann abgehauen, hatte sich aus dem Staub gemacht. Seitdem hatten sie sich aus Gewohnheit getroffen, ohne noch zu wissen, warum. Eine Stunde standen sie herum und starrten die Wände und den Fleck auf dem Lackschuh des Gegenüber an. Was war das Problem? Waren das hier die Anonymen Amnesietiker? Alles vergessen, oder was? Hinterher ging er immer einen trinken. Allein, natürlich. Anonymer Alkoholiker konnte er wohl nicht sein. Obwohl - in der Kneipe kannte er auch keinen, kannte ihn keiner. Anonym war er schon.
Was ist euer Problem?,brüllte es plötzlich aus ihm heraus. Halt's Maul, kam es leise zurück. Klappe. Schnauze. Halt die Fresse. Leise und zischend, so als habe er die Mittagsruhe in der Geschlossenen gestört. Dann eben nicht, dachte er und schwieg. Noch zehn Minuten, dann würde er einen trinken gehen. Vielleicht würde er den Wirt ansprechen und ihm seinen Namen sagen. Hauptsache nicht Anonymer Alkoholiker. Es war zum Heulen, aber die Blöße würde er sich nicht geben.