Der Verschluckplattenspieler der 60er Jahre

Onkel Horst hatte einen Verschluckplattenspieler, in dem Singleplatten verschwanden. Immer hatte sich Bodo gefragt, was in diesem geheimen Kasten hinter dem magischen Schlitz passierte. Der Onkel und manchmal der Cousin, des Onkels Sohn, der vier Jahre älter war als Bodo, steckten eine Schlagerplatte in die schmale Öffnung, und es wirkte so, als ob der Apparat auch selbst mithülfe, indem er die schwarze Scheibe in sich sog. Was dann geschah, blieb dem Betrachter verborgen. Nach einigen Sekunden dröhnte Musik aus dem Kasten, immer die, die auch auf der Plattenhülle stand. Die Musik hatte unterschiedliche Qualität, aber gefiel dem Onkel. Alternativen gab es nicht, denn der Plattenschrank des Onkels war begrenzt. Die große Platten, auf denen sich bis zu 4o Minuten Musik befanden, passten nicht in den Kasten und blieben stumm. Auf den kleinen befanden sich Stücke, die man häufig im Radio hörte und durch das Hilfsmittel des Verschluckplattenspielers jederzeit zum Hören gebracht werden konnte. Der Verschluckplattenspieler sorgte dafür, dass man sich Musikstücke schneller überhörte, dass man ein feines und unangenehmes Zittern der Nerven spürte, wenn das Stück "schon wieder" im Radio gespielt wurde.
Was aber der Verschluckplattenspieler mit den Platten machte, wenn sie durch seinen Schlitz gedrungen waren, das blieb geheim.
Am Ende des Stückes spuckte er die schwarzen Platten aber immer wieder aus, so, als hätte er sie über.