Traumatische Träume

Es heulte der Wind und mir träumte, es wäre schon wieder Weihnachten, obwohl noch gar nicht Sommer gewesen war. Der Weihnachtsmann trat mir in Stanniol entgegen und sein Kopf wirkte irgendwie eingeknickt. Vielleicht hatte man mit ihm "Weihnachtsmannschlachten" gespielt und mir fiel ein, dass ich auch gerne diese Spiel gespielt hatte, aber immer nur zur Vorweihnachtszeit und ganz knapp nach dem Fest, wenn die rotbemantelten Sackträger ihre Schuldigkeit getan hatten und gehen konnten.
Gern brach ich dem Schokokerl das Genick durch einen kräftigen Daumendruck, oder den Kehlkopf durch denselben Druck auf der Gegenseite. Die Kollegin ließ gern die Brust und Bauchseite  krachen und schlug manchmal mit der Faust auf die Figur, was mir aber irgendwie immer leid tat. Ein Weihnachtsmann sollte nicht leiden. Auch der Jäger versetzt dem Wild den Gnadenstoß, der, schnell geführt, das Leiden beendet und gleichzeitig eine gute Mahlzeit auf den Tisch bringt. So sollte das hier auch sein. Aber die Kollegin musste wohl kompensieren oder projizieren, auf jeden Fall etwas Psychologisches verarbeiten.
Und jetzt im Traum der Weihnachtsmann! Eine Art Schnee, wie aus ultraleichten Erdnussflips bestehend, rieselt herab und gab dem Ganzen ein merkwürdig sattes Flair. Vielleicht nicht Flair, eher eine Missstimmung. Ich beschloss, mich demnächst nach dem Erwachen sofort um das Erlernen des Luziden Träumens zu kümmern, denn da könnte man jeden Traum nach seinen Vorstellungen beeinflussen und im Notfall auch beenden, weil man ja wüsste, dass man träumte und was man träumte und dass man vielleicht den größten Blödsinn erlebte. Osterhase. Dem Weihnachtsmann was auf die Nase, dann wird es doch ein Osterhase! So reimte ich lautlos, und das passte in die Jahreszeit.
Ein Anfang war gemacht.