Gut befeindet....

Mit dem bin ich gut befeindet, sagt Pippo und dem Hörer runzelt sich die Stirn.
'Gut befreundet' will das Hirn durch den Filter lassen und speichern. Pippo hat aber ganz deutlich sein Verhältnis zu einer anderen Person als 'gut befeindet' etikettiert.
Was will uns Pippo sagen?
In Zeiten oberflächlicher Bekanntschaften und unzähliger Freundschaften, etwa in den sozialen Netzen, ist Vereinsamung der Preis, den man für 1200 Freundinnen bei Facebook und Co zahlen muss und die soziale Orientierung fällt immer schwerer.
Wo man früher Blickkontakt hatte oder ein Schulterklopfen spürte, wird jetzt ein durchscheinendes Daumensymbol angeboten, wahlweise nach oben oder unten gerichtet, um Zustimmung bzw. Ablehnung zu zeigen, dass Bobbi gerade eine Currywurst isst oder einen Doppelwhopper vor sich liegen hat.
Wir müssen uns tagtäglich mit Sachverhalten abgeben, die uns nicht interessieren und sollen - damit wir die Freundschaft zum Unbekannten bestätigen - das lustig finden, sollen es bestätigen, sollen es liken.
Es gibt keine Freunde mehr, seit es zu viele Freunde gibt.
Da bietet sich der Feind an. Immer schon hat uns fasziniert, dass ein klares Feindbild konturiert ist, dass der Feind als Feind einfach zu kategorisieren ist und sich in eine passende Schublade stecken oder sich einfach abheften lässt.
Sozialer Bürokratismus als Lebenshilfe.
Der Freund bleibt möglicherweise diffus. Man fragt, wie der das gemeint haben könnte, oder warum jener nicht anruft, oder ob man sich selbst etwas zuschulden hat kommen lassen.
Der Feind ist bequemer: Das hat der so gemeint! Der ruft doch nicht an, warum denn überhaupt? Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen, ich war immer korrekt zu ihm, ich bin  ein guter Feind. Da weiß der andere, was er hat.
Deshalb: Verirr dich nicht bei Facebook und Co.!  Wenn es denn da was zu befeinden gibt, dann bläst dir gleich ein shitstorm ins Gesicht. Millionen machen mit, nur weil sie Teil der großen beschissenen Windböe sein wollen.
Der gute Feind, der seine Regeln kennt, der sein Feindsein ernst nimmt, weil er auch einen guten Feind haben möchte, hat längst den allerbesten Freund ersetzt, der irgendwo im Sozialen Netz strampelt und nach der sucht.
Und da hat Pippo recht: Er hat keine Freunde mehr, und zieht daraus die Konsequenz.
Ich bin gut befeindet. Das ist mehr als nichts.