Alle hatte ihn immer schon für einen Besserwisser gehalten.
Der Uhu sei weise, erzählte man. Er sitze immer er auf seinem Stammplatz und
betrachte die Welt. Er sei ein Philosoph und könnte jedem einen guten Rat
geben.
Nur einen gehört hatte bis dahin noch keiner. Für den Fall,
dass ein Vogel einen Rat brauchen könnte, brachte ihm jeder ein wenig zu
fressen. Daher sah auch niemand den Uhu jagen.
„Er jagt nachts, wenn wir schlafen“, erzählte der Spatz.
Aber auch das hatte noch niemand gesehen.
„Uhu, bist du weise?“ wollten viele wissen, denn eigentlich
hielten sie ihn für einen Klugscheißer.
Ständig nickte er bedächtig, und das war schlimm genug.
Er tat so, als wisse er alles.
„Uhu, bist du weise?“ wiederholten die Vögel.
Der Uhu nickte wie immer.
„Dann beweis uns das mal!“ schrieen jetzt alle. „Wir wollen
sehen, dass du weise bist!“
Plötzlich bewegte der Uhu sich und riss seine gewaltigen
Flügel auseinander.
„Seht her“, sprach er ruhig, und alle hatten eigentlich
einen großen Auftritt erwartet,
„ Seht her“, wiederholte er, „ es ist äußerst weise, mit
einem so großen Loch“, und das Loch war wirklich groß, „ mit einem so großen
Loch nicht zu fliegen.“
Sagte es und fiel sofort in sein Nicken zurück.
Da hatte er wohl Recht gehabt, denn die Vögel schwiegen
betreten und flogen nachdenklich in ihre Nester zurück.