Georg Krakl - Dies eine Leben

Ich habe nur dies eine Leben,
Darum muss ich auch mal nehmen,
Nicht nur geben,
Den bequemen
Weg benutzen,
Nicht nur streben,
Leben,
Auch verdutzen
Nicht Erwartungen erfüllen,
Mich in feine  Roben hüllen,
Statt in abgetragene Klamotten.
Mit Marotten
Kokettieren,
Statt verlieren,
Statt bezahlen.
Lieber Erben
Statt zu sterben.
Lass die Qualen
Anderen, will selber quälen
Und an jedem Tag mein Geld durchzählen.

Hältst du mich deshalb für geistig arm,
So sag ich: In der Hölle ist es warm.

Denn da sitzen schon die Päpste, Kardinäle, Hasardeure
Und Finanzjongleure,
Katholiken, Protestanten,
Querulanten,
Falsche Tanten,
Böse Onkel, böse Neffen, böse Nichten,
Und auch jene, die nur reimlos dichten.
Oligarchen,
Und auch solche, die laut schnarchen,
Die, die schweigen,
Wenn sie schreien sollten,
Und die Feigen, die erst weggesehen, und dann schmollten.
Und zum Glück
die Politik.

Ach ich habe nur dies eine Leben,
Hab die Nase voll vom Geben,
Will genießen, zechen, prassen,
Will den Nächsten richtig hassen.
Will nicht einsam Harfe spielen,
Will auf Engel zielen.
Will nicht nach dem Himmel schielen,
Nicht nach Seligkeit und Heil'genschein.
Ich will lügen und betrügen.
In der Hölle bin ich nicht allein.