Parabel zum Auswendiglernen: Talibahn und Bergibahn

Ganz früher hieß die Beförderungseinrichtung, die auf den Gipfel führte, in Südtiroler Schnalstal ganz einfach Gondel. Man fuhr mit der Gondel den Berg hinauf und mit der Gondel  ins Tal nach unten.
So lebten die Schnalstaler glücklich, weil sie den schweren Anstieg bis zum Gipfel nicht zu Fuß machen und den Rückweg ins Tal, wenn sie auf der Mittelstation ordentlich gebechert hatte, nicht ohne stützende Seitenwände antreten mussten.
Dann aber wurde das Duale System erfunden. Gelbe Säcke wanderten durch die Lande und predigten von Trennung und Zersplitterung. Sogar der Müll sollte getrennt werden.
Die Gondel, die Jahrhunderte mit sich eins gewesen war, hörte von diesen Predigern und ihrer Botschaft.
"Das ist doch auch etwas für mich", überlegte die Hängebahn und entschied, dass sie sich fortan in Bergibahn für die Fahrt aufwärts und Talibahn für den Weg abwärts nennen wollte. Vielleicht gab es sogar mehr Lohn und eine Tüte Schmieröl obendrauf, denn immerhin war sie ja jetzt zwei.
Das ging auch ein paar Jahre gut, bis neue Prediger kamen und laut herumschrien: "Talibahn! Vorsicht! Gefahr! Lebensgefahr! Rettet euch! Terrordrohungen! Schützt euch!"
Die Menschen, die bis dahin friedlich mit den beiden Bahnen, die eigentlich eine Gondel war, zusammengelebt hatten, nahmen die Warnung ernst, denn warum sollten Prediger sonst durch die Gegend laufen, wenn sie sich selbst nicht auch ernst nahmen? Sie engagierten südtiroliensische Fanatisten, die alle Schießgewehre besaßen.
Wir wissen, dass der Weg vom Infantismus zum Fanatismus nicht weit ist, man muss nur ein i verschieben und ein n wegwerfen, dann kam man loslegen.
Die Fanatisten luden ihre Waffen und schossen tagelang auf die Talibahn, bis sie schlaff in den Seilen hing und schließlich abstürzte. Mit ihr stürzte aber auch die Bergibahn und insgesamt auch die ganze Gondel ab.
Da bemerkten die Schnalstaler ihren Irrtum und weinten bitterlich.
Deutlich wurde aber auch, dass das Duale System mehr Schaden anrichtet, als es immer nutzen will.