Georg Krakl: Fremdland (Aus: Prosarote Brille)

Mit Hackbrett und Rührtrommel hämmern die Jungen, die ich nicht kenne, monoton auf ihren Saiteninstrumenten herum und glauben, es sei Musik, die Berge, die Berge, alles um mich herum ist Fremdland, wo Musik sei, solle ich mich niederlassen, unbetrübt sein, doch dahin wollte ich nie, in das Land, wo sie Lederhosen tragen, die Männer mit den wüsten Gesichtern, Ödnis und grüne Wiesen wechseln sich ab, Kühe glotzen irre und geben schwarze Milch, da lacht Celan, der Himmel droht, die Sau ferkelt, wo bin ich gelandet, schrille Schreie im Hinterwald, Holzbuden als Häuser, handgeschnittenes Brot und Wurst aus Tieren, die eben noch auf dem Gelände gesungen haben, Lieder ihrer Heimat, Wehmut im matten Glanz ihrer Augen. Was hat meinen Fuß hierhin geführt, dass ich diesen Alpentraum erleben muss, schöne Berge, hohe Berge, Steinwüste, öde Blicke aus dem Unterholz, Dräuen und Wiederkäuen, nichts will mich halten, Brotzeit im Grün genossen kann nicht entschädigen für das Warten auf ein Lebenszeichen, ich bin im Fremdland, ich bin ein Nordling und jetzt im Süden, wo der Gamsbart den Hut ziert, wo der Bursch sich an die Träger der Krachledernen fasst, auf die Leiter steigt, um durchs Fenster zur Geliebten vorzudringen, ich bin im Fremdland und ich bin der Fremde, der beäugt wird, den man belauert, den Nordling, der anders spricht, der anders denkt, der anders isst, der anders ist. Fremder im Fremdland. Dann lieber Vater im Vaterland.