Maulkorb oder Mundschutz?


Der Müll am Wegesrand hat sich verändert. Früher war es selten, dass man einen Mund- und Nasenschutz im Gras fand. Sah man einen dort liegen, glaubte man sofort, sie gehöre einem Oberarzt, der direkt vom OP-Tisch weg das Weite gesucht hatte, weil er keinen richtigen Schnitt machen konnte, weil der Patient trotz ausreichender Betäubungsmittel geschrien hatte oder einfach, weil ihm alles zu viel geworden war.

Das ist heute anders. Der Mundschutz gehört zum alltäglichen Erscheinungsbild der Menschen und liegt demzufolge auch am Wegesrand, weil ihn unbesorgte Bürger dort abgelegt haben. 

Eine Woche tragen ist genug, der ist ja völlig durchgesifft, da ist aber auch keine Ecke mehr keimfrei, also weg damit! Soll sich die Natur drum kümmern, daher kommt ja auch das Virus, oder heißt es das Virus, ist ja auch egal. Ist ja noch nicht mal FFP2. Fünfklassengesellschaft. Vom einfachen Synthetik-Schal bis zur Darth-Vador-Luxushardcover-Maske mit Platinkatalysator - jedem das Seine, weil er es sich leisten kann, oder eben nicht, so denkt der Mensch, der seine Papiertüte am Gummiband an den Wegesrand wirft und glaubt, er habe jetzt mal richtig gegen die verlogenen Gesundheitswelt protestiert. War nur keiner da, um zuzugucken. Da muss man schon nach Washington vor das Capitol fahren, wen man auf interessierte Menschengruppen treffen will.

Zukünftige Altertumsforscher werden bei ihren Ausgrabungen nicht mehr zwischen Maulkorb und Mundschutz unterscheiden können; ist der erste eine Metapher, die sich auf ein Redeverbot bezieht, zum Beispiel, wenn einem Pfarrer untersagt wird, gegen den Verschleppungskünstler und Kirchenmann Wölki zu sprechen, weil der zu Missbrauchsfällen in der Kirche einiges verschweigt, meint der Mundschutz eine Art Barriere, die verhindern soll, dass jener Pfarrer den Oberhirten anspeichelt, bzw. ihm die Aerosole ins Gesicht hustet, weil der das vielleicht verdient hat. Alles natürlich rein sinnbildlich.

Da sollten wir uns lieber um den flüchtigen Oberarzt kümmern. Der Wölki kümmert sich derweil um unser Seelenheil, um die Kunstfehler des Schnitters im Himmel zu korrigieren oder zu kompensieren. Und das soll uns alle auffordern, nicht einfach unsere Masken abzuwerfen, sondern die Bewahrung der Schöpfung aktiv mitzugestalten, in der ja auch der Missbrauch vorkommen kann, sonst hätte der liebe Gott ihn nicht gemacht.

Mann, Mann, wo kann  man landen, wenn man eine vollgesiffte Alltagsmaske am Wegesrand findet!