Versprecher im Alltag: Aus der Kaffeekasse trinken

Da lacht der weise Mann, wenn er hört, dass jemand aus der Kaffeetasse trinken wollte und dann sagt: Ich habe aus der Kaffeekasse getrunken.
Wir alle wissen, dass Kaffeekassen nie stimmen. Obwohl jeder, und wir selbst natürlich besonders, immer etwas mehr hineinlegt, als er vertrunken hat, ist nie genug drin. Dieses Additions- und Subtraktionsdilemma können nicht einmal weise Mathematiker erklären.

Wenn denn jemand, der die Kasse überzahlt hat, aus dieser - versehentlich, obwohl er etwas anderes sagen möchte - trinkt, dann deutet das auf das Bedürfnis hin, einen gerechten Ausgleich zu schaffen, der das Ungleichgewicht wieder in die Waage bringt. Er möchte, dass die Kasse stimmt.
Wer aus der Kaffeekasse trinkt, fügt ihr die ausgleichende Gerechtigkeit bei. 

Ob das in der Realität funktioniert, bleibt unerklärt. Die psychische Komponente der allumfassenden Balance scheint sich hier in die koffeingebeutelten Hirne gefressen und einige Areale zerstört zu haben.

Daher ist der Rat: Lege lieber etwas zu wenig in die Kaffeekasse. Wenn andere mehr rein tun, wird die Kasse schon stimmen. Der um Ausgleich Bemühte muss sich nicht so quälen, denn sein gutgemeintes Tun evoziert trotzdem schlechtes Gewissen. Da gilt es das Handeln zu rationalisieren. Das ist anstrengend.

Koffein ist ja sowieso nicht die optimale Substanz für die Gesundheitsfürsorge.
Also: Der Tschibo-Onkel mit der Melone damals, der hätte einfach mal die Klappe halten sollen. Heute stünde er im Verdacht, Kinder verführt zu haben, die wir damals noch waren. Und danach fahndet der Staatsanwalt.

Vielleicht wäre es das einfachste, wenn jeder das reintäte, was er reintun soll.
Dann ginge es auch den verstörten Mathematikern bessern.