Tonnes Tagebuch: Diskriminierung im Supermarkt

Liebes Tagebuch!
Heute morgen fahre ich in den Supermarkt, um ein paar Lebensmittel zu kaufen und bleibe wie zufällig vor dem Teeregal stehen. Interessant finde ich ja immer die Yogi-Tees, die fein abgestimmt sein sollen auf die jeweilige Persönlichkeit oder das Geschlecht. Dann sehe ich in jenem Regal drei Teesorten, die alle für Frauen gedacht sind, und keinen einzigen Männer-Tee. Frauen Power leuchtet besonders kräftig heraus, und ich erwarte natürlich, dass die Gleichstellung auch für den Mann im Teeregal und überall durchgezogen wird. Ich weiß, dass es den Männertee gibt, aber hier ist er nicht zu finden. Sweet Chai daneben, auch typisch Frau, Hauptsache süß, gefriergetrocknete Schwarzwälder im Teebeutel. Chi Latte finde ich auch nicht, da denkt der Kunde vielleicht eher an den Mann, und Schoko ist auch eine weibliche Geschmacksrichtung.  Fragt man eine Bedienung nach Männertee, dann assoziiert die sowieso gleich Prostata und Blasenschwäche und schickt den Frager in die Reformhausabteilung. Lieber den Mund halten und so tun, als sei dieser ganze Genderkram längst vergessen. Ich hoffe, dass wenigstens der Yogi, der seinen Titel für die Teesorten hergeben musste, ein Mann ist. Von einem weiblichen Yogi habe ich noch nicht gehört, vielleicht heißt die dann Yoga, und ich habe das überlesen. Immerhin: Der männlich Yogi kann, so stand das im Stern, einer Zeitung, die keiner mehr liest,  mittels Geschlechtsorgan und Konzentration, kombiniert mit absoluter Kontrolle über den eigenen Körper, eine Kerze ausblasen, indem er in die Blase Luft einsaugt und die dann stoßartig herausschleudert, und wenn gut gezielt, eine Flamme zum Erlöschen bringt. Da hat der Mann der Frau etwas voraus, wenn er denn Yogi ist. Durch diesen Gedanken bin ich versöhnt mit der Diskriminierung der Männer im Teeregal. Und: Wirklich gut schmeckt der Yogi-Männertee auch nicht.