Rotkäppchen: Neues vom Wolf


Ich will das heute noch mal wiederholen, das ist doch ein Mythos, dass der Wolf rotkappige Mädchen frisst und deren Oma. Also, ich habe da ganz andere Erfahrungen gemacht. Wie gesagt, haben wir gern mal einen gekippt und dann unseren Spaß gehabt, wir haben "Fang den Hut!" und "Aus die Maus!" gespielt, und haben gelacht, dass die Leute immer dachten, das seien Kinderspiele. Die Mutter hat nach ein paar Wochen immer seltener Rotwein rausgerückt, weil sie wohl dachte, dass die Oma Alkoholikerin sein müsse. Quatsch! Die Oma hat nicht einen Tropfen von dem Zeug gesehen, geschweige denn getrunken. Auch vom Kuchen hat sie nichts abgekriegt. Meistens bin ich gar nicht hin zu ihr, weil es sowie schon spät war, wenn der Wolf und ich Feierabend gemacht haben. Der hat mich immer brav bis zum Waldrand gebracht, damit ich nicht belästigt oder überfallen werde. Das finde ich hochanständig von ihm; aber ich glaube, es ging ihm darum, dass ich auch die nächsten Wochen kommen könnte. Wer überfallen wird, hat nämlich meistens Stubenarrest, aus Sicherheitsgründen eben. Der Jäger, der nervte dann dauernd. Irgendwann hatte er uns entdeckt; wir spielten gerade Flaschendrehen mit Richtigküssen, und er wollte natürlich mitmachen. Nur, als der den Wolf küssen sollte, wurde er noch unangenehmer, weil er einen Wolfskuss gegen zwei von mir eintauschen wolltre. Der Wolf hat geknurrt, der Jäger sofort an die Flinte gefasst, und ich hab meine Sachen zusammengesucht und bin sofort nach Hause. Das war kein schöner Nachmittag. In der nächsten Woche habe ich mich mit dem Wolf am Pilzacker getroffen und wir haben überlegt, wie wir den Jäger austricksen könnten. Aber so richtig entspannend war das dann nicht mehr. Na, den Rest später.