Weihnachten 3004


Pawel Pikass: W-Baum (2013)

„Opa,Opa!“, schrien die Kinder, „erzähl uns eine Geschichte! Wie war das mit den Weihnachtsbäumen?“ Sie blickten in die Ecke des Wohnzimmers, das gleichzeitig Küche und Schlaf- und Kinderzimmer, Elternschlafzimmer, Badezimmer und Hundezimmer für Hasso war. Da stand ein Gestell aus Kunststoff-Stäben, Latten und Brettern, auf das ein paar selbstglühende Kerzen, eine Erfindung aus dem Jahr 2750, montiert waren.
„Damals hat es wohl noch Bäume gegeben“, fing Opa an. „Im Jahr 2004 wahrscheinlich, oder später oder früher, auf jeden Fall gab es damals noch grüne Bäume mit richtigen Ästen und Blättern oder Nadeln, die von selbst kleben blieben. Die Blätter fielen einmal im Jahr von den Laubbäumen und einmal im Jahr gab es neue Blätter, die aus den Ästen sprossen. Aber als Weihnachtsschmuck nahm man Bäume mit Nadeln. Die waren sehr schön, man schmückte sie mit Kugeln und Kerzen, die richtig brannten. Das war damals noch nicht verboten, denn es gab genügend Sauerstoff. Den stellten die Bäume nämlich her, und den brauchten die Kerzen, um zu brennen.“ „Und dann?“, die Kinder ruckelten vor Aufregung an ihren Atemmasken. „Was passierte dann? Warum verschwanden die Bäume?“
Opa gähnte: „Das erzähle ich euch ein andermal. Jetzt bin ich müde. Ich glaube, mein Sauerstoffsack ist undicht. Oder, ich bin einfach erschöpft.“ „Morgen?“, fragten die Kinder. „Morgen“, sagte Opa und ging in die Schlafzimmerecke.