Was ist eigentlich ein Zeitfenster?

Da haben wir nur ein knappes Zeitfenster, meint Bankangestellter Fred, als er Miranda die Modalitäten ihres neusten Kredites über den Tresen schiebt. Miranda schielt unsicher zu Seite und meint dann salomonisch: Aha. Als stiller Beobachter der Szene denke ich über das, was der Geldmann gesagt hat, nach.
Ich zerlege erst mal das Wort. Zeit und Fenster. Ist doch klar. Ein Fenster ist ein Loch in der Wand, durch das man gucken kann, oder durch das der neugierige Nachbar gucken kann und durch das Licht fällt, um einen Raum aufzuhellen. Es gibt manchmal einen Fensterrahmen, darin sitzt Glas, weil es durchsichtig ist, und den Rahmen braucht man, um das Fenster auf- und zuzumachen. Es gibt zusammengesetzte Wörter mit Fenster, die vom Material beeinflusst sind: Holzfenster und Kunststofffenster, und Wörter, die auf den Sitz (oder die Lage? Den Stand?) der Fenster deuten: Kellerfenster, Dachfenster, Kirchenfenster.
Was also ist ein Zeitfenster? Sitzt es, liegt es , steht es in der Zeit? Dann wäre es ein Loch, das von einem Zeitrahmen umgeben ist. Ein Loch in der Zeit heißt aber, dass da gar keine Zeit ist. Also, wir haben im Zeitfenster keine Zeit. Das macht die Sache mit unseren Terminen noch dramatischer, wir haben wenig Zeit und in der verfügbaren Zeit ist auch noch ein Loch. Durch das könnten wir gucken, aber dafür haben wir keine Zeit. Die Frage ist auch: Wohin gucken wir denn? Nach draußen oder drinnen?
Mal angenommen, das Fenster sitzt, liegt oder steht in der Zeit, dann wäre das einfacher: Wir könnten aus der Zeit gucken wie aus einer Kirche oder hinein, wie in einen Keller. Aber das wäre auch ein Loch in der Zeit, das wir uns gar nicht leisten können.
Und sowieso: Zeit ist eine Illusion. Das Fenster gibt's doch gar nicht, denkt Miranda, und Recht hat sie. Man soll nicht jedem Bankangestellten glauben, der mit Modewörtern um sich schmeißt.
Eine knappe Zeittür....das klingt irgendwie nicht gut, obwohl man dann wenigstens hindurchgehen könnte, wohin auch immer.