Vegetarier überlisten

Das hassen Fleischesser: Vegetarier auf ihren Grillfeten, die die Beilagen im Akkord wegfuttern, als seien sie ausgehungerte Kühe, die auf den Gemüsegarten losgelassen worden sind.
So hat sich der listige Grillfan, der Fleisch gerne kiloweise auf den Rost legt, ausgedacht, dem gehassten Treiben ein Ende zu bereiten und den Grünzeugvertilgern ein paar Frikadellen aus echtem Mett unterzujubeln, um dann zu beobachten, ob die das überhaupt merken. Das Vorurteil gilt nach wie vor: Die merken nichts, weil sie kein Fleisch essen. Fleisch wird als großer Aufmerksammacher unter den Grilltaschenliebhabern gehandelt, auf jeden Fall, merkt Bobbi immer auf, wenn der Duft gegrillten Fleisches ins Wohnzimmer strömt, er aber gerade vor dem Fernseher bei einem Fläschchen Bier eingenickt ist.
"Lieber Vegetarier", so beginnt die trügerische Ansprache, "du hast mal wieder den Teller voll mit Unfleischlichem. Nimm doch hier ein paar Veggi-Kötbulla dazu."
Köttbulla klingt jedem wie Verdautes aus dem Hundekörper, aber mit dem Veggi davor erhält es gleich den gewünschten Gesundheitsaspekt.
"Es sind feine Frikadellen ohne Fleisch, die aus Sägemehl und Holzleim plus einigen Farbstoffen bestehen und die ein schwedischer Möbelhersteller von den östlichen Grenznachbarn Deutschlands bezieht, weil sie dort billiger ist. Der Vegetarier, immer neugierig, wie seine Speisekarte erweitert werden kann, greift zu und beißt rein, die Erklärung der Inhaltsstoffe hat er in seinem Eifer überhört. "Uäh, schmeckt nach Sägemehl", würgt der penible Feinschmecker hervor. "Quatsch", erwidert der Gastgeber, "keine Spur von Sägemehl oder Holzleim! Was wie Sägemehl schmeckt, ist in Wirklichkeit Schweinefleisch!"
Ein Schenkelklopfer. Die Fleischesser biegen sich vor Lachen und der Vegetarier ist froh, dass die Holzbuletten an ihm vorbeigereicht worden sind. Guten Appetit! Besser geraspeltes Schwein als gefeilte Holzpalette aus dem Recycle-Shop.