Ausgestorbene Wörter: Ruckdudde

Ein schönes deutsches Wort könnte "Ruckdudde"sein. Was es genau bedeutet, ist bisher unbekannt geblieben, man kann Vermutungen anstellen, dass es irgendetwas Technisches ist, vielleicht ein Bauteil einer Dreschmaschine oder eines Förderbandes für Pfandflaschenkisten. Um 1970 herum ist das Wort entstanden, als ein gelangweilter Gymnasiast im Deutsch- und Erdkundeunterricht, vielleicht auch in Physik oder Geschichte, nach Beschäftigung für sein Hirn suchte und es für eine gute Idee hielt, neue Wörter zu schöpfen. Er hatte bereits, leider erfolglos, eine Materialsammlung für ein Lexikon der Lautmalerei begonnen( Aaah, arf, arghhhh, bumms, boller, brech, badautz), das es bereits gab. Nach Abbruch des Unterfangen widmete er sich planlos der Erzeugung von Neologismen. Gegen 10.14 Uhr am 3.September 1970 schrieb er, widersinnigerweise in der Englischstunde, das Wort "Ruckdudde" auf seinen Notizblock und erfreute sich am Wohllaut der Vokale und Konsonanten.
Nachdem er eine Woche später das Blatt seines Notizblockes umschlug, um endlich eine neue Seite zu beginnen, verschwand mit den anderen Notizen, die keinerlei Bedeutung für seine Bildung besaßen, auch das Wort Ruckdudde. Erst achtungvierzig Jahre später sollte sich der damalige Gymnasiast wieder des Wortes erinnern. Ein Lächeln flog über sein Gesicht, denn er hatte das Wort in der kurzen Woche seiner Existenz liebgewonnen. Eine Bedeutung konnte er ihm allerdings auch nach so langer Zeit nicht zuweisen. Da er es in der ganzen Zeit an keiner Stelle gehört oder gelesen hatte, ging er davon aus, dass es ausgestorben sei. Wir, die Leser monotoner Bücher mit reduziertem Sprachcode, sind um ein schönes Wort ärmer.
(Foto: Vielleicht mag man sich eine Ruckdudde wie oben abgebildet vorstellen. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ist eine Ruckdudde kleiner, kantiger oder noch spitzer, bzw. stumpf.)