Metaphern helfen nicht immer

Manchmal fehlen einem die passenden Wörter und Worte, und dann greift man zu einem bildhaften Ausdruck, der Metapher, die dem Zuhörer erklären soll, wie es einem geht oder welche Empfindungen man selbst hat, wenn zum Beispiel ein Ziegelstein vom Dach fällt und uns knapp vor die Füße. "Das war knapp", reicht da nicht immer, da muss man schon nachlegen, etwa: "Ich fühl mich wie ein Kitz, das gerade dem Mähdrescher entgangen ist!" Der Zuhörer runzelt die Stirn und wendet ein: "Du wiegst 101 kg, da kannst du doch nicht von einem Kitz reden!" "Ja, wenn ich mich aber so fühle", erwiderst du und machst große Augen, so wie es Rehjunge tun, wenn die Mutter mal eben auf einen Sprung in den Wald ist, und es allein im Getreidefeld hockt, während im Hintergrund das monotones Brummen und Rattern des Mähungeheuers zu hören ist. "Da haste aber mal wieder Glück gehabt!", entspannt der Kritiker die Situation, weil er nichts schlimmer findet, als wenn 101 kg-Männer den Blick eines einsamen Kitzes imitieren.
"Ich fühl mich wie eine Stahlstange im Zaun bei eisiger Kälte!", ist der nächste Versuch. "Was hat das denn mit heruntergefallenen Dachpfannen zu tun?", fragt dein Begleiter. "Ziegelstein. Das war ein Ziegelstein!", korrigierst du diesmal. "Ja eben, was hat das mit Ziegelsteinen zu tun?", hakt der andere nach. "Du hast eben keinen Sinn für Gefühle! Das nennt man Empathie, wenn man sich in einen anderen Menschen hineinempfinden kann", versuchst du das Gespräch in richtige Bahnen zu lenken. "Du bist dumm wie Brot", schlägt der andere knallhart zurück. Das hat gesessen. Du bist still. Volltreffer. Versenkt. Metaphern - manchmal helfen sie nicht. Aber dann! Bumm!Wie eine Urgewalt. Wie ein Tsunami in lauer Januarnacht. Wie ein Kanonenschlag im Stuhlkreis.
Vielleicht solltest du abnehmen. Jetzt zum Frühjahr wäre eine gute Gelegenheit.