Der Geruch eingecremter Frauen

Der Jogger stampft seine Runde durch den Stadtpark; sein Fleece dünstet aus, er läuft ein wenig schneller, um dem Geruch nach Arbeit und Bewegung, nach workout und runningpoint zu entgehen. Tiere laufen nicht mehr weg, wenn er an ihnen vorbeitrampelt. Zwei Frauen kommen ihm entgegen, den Blick zu Seite gerichtet, ihn bloß nicht anschauend, das haben sie wohl in der Selbstverteidigungsgruppe gelernt, nicht in die Augen schauen, das provoziert. Vielleicht sind sie angewidert von seinem Geruch, vom Tier in ihm, vom Würzigen, Erdigen, Urigen, Archaischen, von dem, was früher die Frauen angezogen hat. Das ist nicht mehr zeitgemäß, nach Mensch in Bewegung zu riechen. Das hat uns die Kosmetikindustrie ausgetrieben. Die Frauen riechen nach einer Mischung aus Nivea und Sheabutter plus 3% Jojobaöl. Sie riechen, als hätten sie vor dem Laufen geduscht und sich anschließend eingecremt, um jedem Entgegenkommenden entgegenzuduften: Wir sind sauber, egal, was wir machen! Wir stinken nicht!
Der Saubermann wird von der Sauberfrau abgelöst. Traurige Gleichberechtigung.