
Heute zählt das glatte Gesicht, es erzählt aber nicht mehr. Der Uniformiertheit der Kleidung gesellt sich die der Gesichter zu. Langweilige Schönlinge neben messerscharf geglätteten Frauen, aufgespritzte Lippen unter korrigierten Nasen; gestraffte Lider, angelegte Ohren, gekappte Brauen und verpflanzte Haarbüschel sollen den Menschen schön machen. Hat früher das Hässliche, das Unebene, das Raue und Narbige sich eingeprägt, so verblasst heute jede Bekanntschaft, weil die Langeweile des Gesehenen den Betrachter betäubt. Die Menschen gleichen sich an und werden zur Masse. Der Individualist, für den sich trotz aller Gesichtsbügeleien jeder hält, verschwindet leise, dabei sollte er laut brüllen und dankbar für jede neue Furche, für jede Narbe und jeden Pickel, jedes Muttermal sein, denn es ist eine weitere Seite im Buch seines Lebens geschrieben worden.