
Bodos Welt mischt sich ein. Für Minden und die ganze Welt. Bodos Welt bleibt stehen, wo andere weitergehen. Bodos Welt geht weiter, wo andere stehen bleiben. Parteiisch. Übernatürlich. Unablässig. Erscheint täglich. Unaufhörlich.Unhöflich.
Nicht retuschiert

Ärger mit der Tapete
Die Tapete tut mal wieder so, als sei irgendetwas nicht in Ordnung.
Das Dumme: Sie hat recht.
Was früher mal klar erkennbar war, nämlich die Kaffeeflecken von der letzten Espressomaschinenexplosion( was für ein Wort!) sind jetzt verschwunden, hinter Geschirr, billigen Heißwassergeräten, Milchtüten mit verquarktem Inhalt, der stinkt, als habe sich jemand in die Spülmaschine übergeben, verkrusteten Tellern, die nicht mehr von der Arbeitsfläche zu lösen sind und hinter einem Schnitzel vom Vormonat, in dem es gewaltig rumort und wühlt. Kein Wunder, dass die Tapete, in dezentem Schwarz gehalten, ernst von der Wand guckt: So kann das nicht weitergehen! Ich habe mich nicht schwarz geärgert! Das sind Stockflecken!
Da hilft nur Tapetenwechsel.
Vielleicht einfach mal in den Grüngürtel der Kleinstadt ziehen.
Kai aus Skai
Dabei ist Kai Vergangenheit, wie Skai, dieses billige Lederimitat aus den Sechzigern, das jeden Träger in einen Rocker, einen Rebellen verwandelte, bis jemand an das Kunstleder fasste und angewidert "Skai!" ausspuckte.
Plastikrocker. Plastikrebell. Zu dem passten Plastikpistolen und Gummimesser, die weich abknickten, wenn sie auf einen Leib stießen.
Jetzt ist Kai in einem türkischen Zimmer, weil er so tun will, als sei er Kosmopolit. Er weiß aber nicht was das ist. Er will türkenfreundlich sein, obwohl er Knoblauch hasst, obwohl er Kopftücher hasst, türkischen Honig, und überhaupt dieses stammelndes Gesinge, das von Zwiebeltürmen jault.
Kai ist ein Ledermann. Ein Skaimann. Ein Skyman. Ein Aeromaut der Weißen und Gerechten. Der durch die Gegend fliegt und Bewährung hat. Der integriert. Intrigiert. Wo ist der Unterschied?
Kai ist auf Bewährung.
Kai muss freundlich sein.
Kai will nicht in den Knast.
Kai klebt, wie damals das Skaisofa, wenn es warm war und wir in kurzen Hosen drauf saßen. Immer das Gefühl, dass die Haut hängen geblieben war.
Kai klebt am rosa Zimmer und ist freundlich. Kai bewährt sich.
Und Kai liebt Skai, weil es so ist wie Kai. Kai will endlich in die Gegenwart.
Pawel Pikass: Optische Täuschung (2011)
Alle Linien sind Geraden, auch wenn die senkrechten eher verwackelt aussehen.
Zur Überprüfung ganz einfach den Bildschirm kippen, sodass er flach liegt. Dann über die schmale Seite das Bild betrachten, bis die Linien gerade sind. Manchmal kann das etwas dauern; die Erkenntnis anschließend belohnt die Geduld.
Günter Krass: Die Turnstunde
Die Ringe greifen und eines Tages wiederkommen. |
Mein altes Leben
Mein altes Handy
Ein paar Tage später in der Deutschen Bahn. Ich stehe auf und will meinen Mantel ausziehen, weil der Wagen wieder mal völlig überhitzt ist. Ich falte den Mantel, weil es keine Haken zum Aufhängen gibt, nur diese schmalen Gepäckablagen, auf denen man aber kein Gepäck abladen kann, weil es so kleines Gepäck nicht gibt. Es klockert. Mein Handy ist aus der Tasche und unter den Sitz des Vordermannes gefallen. Mein altes, uraltes Handy. Peinlich. Der Mob ist aufmerksam geworden und neugierig auf eine Sensation. Ich werfe mich zu Boden und raune dem Vordermann zu; ich muss mal unter Sie greifen! Der grummelt etwas, und ich habe längst meine Hand unter den Sitz schnellen lassen, um das Kommunikationsobjekt an mich zu reißen und möglichst zu verdecken. Es rutscht weiter, unter dem Sitz hervor und wird allen sichtbar: Oh, mein altes Handy, mein uraltes Handy! Was macht das denn in meiner Manteltasche? Ist der Mantel denn auch schon so alt? Das kann nichts, dieses alte Handy!, spreche ich jetzt mit dem Wagenboden und der Armlehne des Sitzes des Vordermannes, es kann nichts, das ist uralt, damals, als ihr noch nicht geboren ward, konnten die alle nichts, nicht knipsen, nicht filmen, nicht Musik hören, nicht im Internet herumsurfen. Nichts. Es ist alt. Es kann nur telefonieren.
Endlich zurück auf dem Sitz. Ich schaue auf. Der Mob wirkt peinlich berührt, hat vielleicht Mitleid und tastet betreten an deinen eigenen Smartphones herum.
Wo sind wir gelandet, dass uns Mitleid peinlich ist? Und dass wir uns vor einem Wagenboden und einer Armlehne der Deutschen Bahn rechtfertigen müssen?
Geheime Zeichen der Pflanzen
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Was tun, wenn es Schlimmer Finger ist? |
Warten ohne Stuhl
Tipps fürs Leben: Sei wie der Stuhl
Schöner als Ken und Barbie
Ken ist wieder mit Barbie zusammen
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Immer noch das Blondchen |
Günter Krass: Menschliche Unzulänglichkeiten - Mädi (Tote Hose )
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Pippo lag da, als wollte er die Welt umarmen |
Schöne neue Welt
Der Klimawandel hatte ihnen erst Angst gemacht, aber schließlich freuten sie sich über ein bisschen mehr Abwechslung. Endlich gab es auch in der Antarktis schöne Gebäude, Autos und direkt am Südpol sollte ein Freibad gebaut werden. Menschen aus vielen Ländern der Erde hatten sich inzwischen hier angesiedelt. Die Population der Ureinwohner war naturgemäß stark dezimiert, wie immer, wenn Menschen auf dem Vormarsch sind, aber die letzten Exemplare ihrer Gattung hatten sich einfach mit der Entwicklung arrangiert und versuchten mit der Zeit zu gehen. Zur Abkühlung zogen sie sich gern in ihre zentral gelegenen Reservate zurück.