Bodos Welt mischt sich ein. Für Minden und die ganze Welt. Bodos Welt bleibt stehen, wo andere weitergehen. Bodos Welt geht weiter, wo andere stehen bleiben. Parteiisch. Übernatürlich. Unablässig. Erscheint täglich. Unaufhörlich.Unhöflich.
Neue Trends: Abdeckfolien für Tattoos
So doof können Mützen machen
Missverständnisse im Alltag
Ey komm, lass uns Mohn klatschen, sagt die Glatze zur anderen. Wie, klatschen?, fragt die zweite Glatze. Na, zack und drauf, dass es eben klatscht, erläutert die erste. Und was ist Mohn?, die zweite. Mohn, sind Mohn eben, kommt von Mohnköpfe, sagt die erste leicht genervt. Haben die denn auch Glatzen, damit es klatscht?, die zweite. Weiß ich nicht, kommst du jetzt mit oder nicht? Der erste Kahlkopf stampft mit seinem Springerstiefel auf den Boden.
Beide ab.
Das Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, seinen Wortschatz auf mindestens 150 Wörter zu erweitern und die paar Wörter auch richtig auszusprechen.
Andy (Das Gegengift) Doth: Serielle Kunst
Unglaublich, was diese einfallslosen Zeiten gebären!
Tennis - Ein Sport verkommt
Heute kann sich jeder Lackel in Schlabberhose und entsprechendem Sweatshirt auf den roten Platz bewegen; heute kann jeder laut johlen, grunzen, ächzen oder in Tränen ausbrechen. Es kümmert niemanden mehr. Tennis ist Volkssport geworden und passt sich auch optisch der Volksvorliebe in puncto Mode an. Schön ist, was bequem ist. Plastikwäsche und übergroße Baumwollteile, die schnell ausleiern, wirft man sich eilig über den nicht immer durchtrainierten Körper und kaschiert unelegante Bereiche. Die Farbe spielt überhaupt keine Rolle mehr. Ob das T-Shirt zum Rot des Platzes oder zum Gelb des Balles passt - völlig uninteressant. Ästhetik wird ignoriert. Der gestärkte Kragen des Herrentennishemdes und der lenorgespülte, kurze Rock der Dame sind verschwunden. Dazu fehlt die Zeit und die Liebe zum Detail. Jeder drischt seine Bälle übers Netz, Hauptsache der Gegner muss laufen, um den Ball zu holen; die Eleganz einer Sportart für den betuchten Individualisten mutiert zum belanglosen "Ballüberdieleine" für Menschen, die Spaß am Schweißgeruch haben und sich gerne aus der Altkleidersammlung bedienen. Das hat diese Sportart nicht verdient.
Europäische Einheit
Wer immer noch glaubt, dass Ost und West nicht zusammenwachsen können, weil sie nicht zusammengehören, weil sie charakterlich zu unterschiedlich seien, hier die Strebsamen, Kräftigen,Beständigen, dort die versoffenen Diebe und Faulpelze, die nicht ohne Anweisung einen Finger krumm machen, nährt nur die jahrhundertealten Vorurteile und stellt sich damit ins Aus. Das hat der Europäer, wenn es ihn denn gibt, nicht nötig. Und irgendwie sind wir doch alle ein bisschen Europäer, zumindest geographisch.
Vincent van Eijnoor: Kopfdruck
Anlehnen kann zur Qual werden für den, der die Anlehnung ertragen muss. Den Kopf auf seinen Nächsten stützen ist eine Respektlosigkeit dem Stützenden gegegnüber, dessen Bedürfnisse und Interessen werden nicht berücksichtigt, nur der Eigennutz regiert und diktiert das Verhalten. Das muss nicht sein. Beschaulichkeit beim Tee: Steinenachmittag
Sinnvolle Mathematik: Limes gegen O
Leute von heute
Nehmen wir mal nur diesen Schnappschuss, aufgenommen auf jeder x-beliebigen Frühjahrsmesse, in einem Einkaufscenter oder im Gedränge einer Prozession für einen unbekannten Heiligen in Altötting. Die Menschen, egal in welcher Umgebung sie sich aufhalten, sind, wie sie sind: Leute von heute. Sie stecken die Nase in fremder Leute Angelegenheiten, gehen auf Tuchfühlung, wo Abstand gefordert wäre,schweigen sich an, wo man Gespräche dringend führen müsste, und zerreißen sich das Maul über ihr gemeinsames Kind, weil das zu kleine Ohren hat und deshalb nicht hören will. Vor allem: Sie schreiben oder reden über völlig belanglose Dinge, als ginge es darum, Sprechblasen oder Seiten zu füllen. Immer mehr Menschen stutzen deshalb, obwohl Zweidrittel der Bevölkerung nicht mehr weiß, was das Wort überhaupt heißt. Auf Nachfragen kamen Antworten wie: Doof gucken, Haare schneiden und Gewehr mit abgesägtem Lauf. Die Genforschung widmet sich derweil der Produktion und Aufzucht von Chimären, also monsterartigen Mischwesen aus Tier und Mensch. Welche skurrilen Formen da möglich sind, kann sich der kreative Denker wohl vorstellen. Völlig übersehen wird aber, dass es auch ohne Gentechnologie schon jede Menge Chimären gibt. Die wissen es nur nicht und fahren lieber betrunken Zug, um dem Auswärtsspiel ihrer Mannschaft beizuwohnen.Gepflegter Garten?
Aufschneider
Alle paar Woche, so weiß der Sachkundige, wechselt das Angebot, und es sorgt immer wieder für Spannung, auf die Neuigkeiten neben dem Kaffeeregal zu warten. Multifunktionsscheren neben Rollstöcken für altergeschwächte Einkäufer, Toilettenbürstensets neben Geschirrtüchern, Trimmgeräte neben saisonbedingtem Weihnachtsschmuck, und endlich nach vielen Jahren der Mozzarella-Schneider! Behaupten zwar böse Zungen, Mozzarella gleiche im Geschmack eher einer feuchten Portion Fensterkitt (Geschmacksrichtung weiß/diffus/neutral) und verzichten angewidert auf den Genuss des Käsekloßes, so muss es doch etliche Liebhaber dieser italienischen Sättigungsbeilage geben; denn wozu sollte irgendjemand den Bedarf erkannt haben, diesen geschmacklosen aber festen Marshmallow nicht nur zu essen, sondern auch noch vorher in Scheiben zu schneiden? Die Frage stellt sich: Warum genügt dazu nicht ein einfaches, scharfes Messer? Anfangs hielt der Autor dieses neue Gerät für einen zu groß dimensionierten Eierschneider; vielleicht zum Schneiden zweier Eier? Einlegmulde und Schneiddrahtabstand sprachen dagegen. Gänseeier werden selten gegessen und noch seltener geschnitten. Also: Welchem Zweck sollte das Instrument dienen? Und: Wer sollte es kaufen? Vor allen Dingen die wichtigste aller Fragen: Warum sollte jemand dieses Gerät kaufen?
Beim Studieren der Verpackung wurde die Sinnfrage weder gestellt noch beantwortet. Der Ratsuchende fand nicht einmal Hilfe bei einer Kaffeebegleitartikelfachverkäuferin. Anstatt verkaufsfördernde Gesten zu präsentieren, sagte mir ihre Köpersprache: Ich will nach Hause, ich habe keine Ahnung, ich weiß auch nicht, was dieser Schwachsinn hier soll. Wenn Sie wollen, kaufen Sie! Wenn nicht, auch egal... Enttäuscht von dieser Lustlosigkeit hätte ich mir gern den Geschäftsführer holen lassen; ich überlegte jedoch, ob ihre Körpersprache etwas anderes ausdrückte: Ich habe mir das Teil auch gekauft, und jetzt weiß ich nicht, was ich damit soll. Ich entschied, dass die Frau genug bestraft sei und entfernte mich leise. Demnächst werde ich einen weiteren Versuch unternehmen, diesem Warenangebot einen für mich erschließbaren Sinn abzuringen. Bis dahin werde ich meinen Mozzarella-Konsum drastisch reduzieren und auf gekochte Eier umstellen, die geschnitten besonders gut schmecken.
http://www.ciao.de/TCM_Mozzarella_Schneider__Test_3128150
Andy ("Das Gegengift") Doth: Nicht täuschen lassen

Klimawandel und Rechtschreibung
Mit dem Klimawandel vollziehen sich auch Veränderungen in der Sprache; das Vokabular wird den Erfordernissen angepasst. So schreibt das MT am 15.5.08 etwas über „die vom menschengemachte Erderwärmung“. Was man auf den ersten Blick für einen astreinen Rechtschreibfehler halten möchte, ist aber nichts anderes , als die Unterstützung sich durchsetzender Erkenntnis durch veränderte Rechtschreibung: George Bush als weltgrößter Ignorant muss sich jetzt gezwungenermaßen überzeugen lassen, nachdem er Studie um Studie in Auftrag gegeben und Termine immer wieder hinausgezögert hat, dass der Eisbär ausstirbt. Das Eis schmilzt an den Polkappen, und das muss ja irgendwoher kommen, Hauptsache nicht aus Amerika. Der Artenschutz soll auf jeden Fall nicht dafür herhalten, den CO2-Ausstoß in Amerika zu verringern, so Bush. Aber auch der wiedergewählten Dumpfbacke, den man gleichzeitig als mächtigsten Mann der Welt bezeichnet, kann nicht ganz entgangen sein, dass der Mensch Schuld an der Veränderung des Klimas und der dramatischen Folgen hat. Der Mensch allgemein. Aber, wer ist das genau? Es ist wie auf einem maroden Gymnasium, das um jeden Schüler kämpft, damit es seine Existenzberechtigung behält: Die nächste Seite wird erst aufgeschlagen, wenn auch der Dümmste es kapiert. Gehandelt wird, wenn alle es verstanden haben. Ob es George Trabbelju Bush verstanden hat, entzieht sich jeder Überprüfung; wir können lediglich hoffen. Die eigennützigen Interessen verhindern häufig das Denken in eine gemeinnützige Richtung. Erstmal die anderen, denkt das Bleichgesicht in Washington. Wir machen derweil weiter mit neuer Rechtschreibung: „vom menschengemachte Erderwärmung“ hebt endlich die Trennung zwischen Mensch und Machen auf. Jahrzehnte des penetranten Herunterbetens, wir seien nicht Schuld, das müsse einen natürlichen Ursprung haben, es sei ja noch gar nichts passiert und dass ein paar Grad mehr gerade dem kalten Deutschland entgegenkämen, sind vorbei. Die Verknüpfung der beiden Wörter, eines Nomens und eines Partizips, kann, gerade weil so falsch und daher so aufrüttelnd, nicht deutlicher den Zusammenhang darstellen. Mensch und Erderwärmung stehen in kausalem Zusammenhang. Da muss Schluss sein mit dem vom busherzählten Blödsinn.(Zum Bild: Die Polkappen schmilzen. Bald werden wir den Kindern erzählen: So sah damals Eis aus!, und deuten auf einen Haufen Glasscherben. )
Die Rolle der Frau: Intelligent sein
Die Männer hielten sich jahrtausendelang für schlauer als die Frauen und glaubten, weil sie das sogenannte schwache Geschlecht unterdrücken konnten, also von entlohnter Arbeit abhalten, um das eigene Haus in Schuss halten zu lassen und die Kinder nach Feierabend zu beschäftigen, damit der Patriarch seine Ruhe hatte.Das war ein Irrglaube, und jetzt sind die Frauen überzeugt, dass sie mal dran wären und 2000 Jahre unterdrücken und schlauer sein könnten.
Selbst in der Kunst hat dieser Irrglaube seinen Niederschlag gefunden: Männer haben plötzlich auf Gemälden kleine Köpfe und spreizen ungeschickt die Arme ab, als wollten sie sagen: Ich bin dumm und habe abgespreizte Arme; ich kann da nichts machen! Die Frauen tragen Brillen, was ihnen ein intellektuelles Aussehen gibt und haben große Köpfe und häufig eine hohe Stirn, was die Denkerin verrät.
Ob das einer Gesellschaft hilft, die von virtuellen Weltern durchdrungen und besetzt wird, ist äußerst fraglich. Der Geschlechterkrieg lenkt von den eigentlichen Bedrohungen von Heim und Welt ab: Von der Erhöhung der Bezinpreise und dem immer schlechter werdenden Fersehprogramm bei gleichzeitiger Verbesserung der Bildschirmqualität der Unterhaltungsboxen. Nebenbei verseucht der Chinese mit bleihaltigem Spielzeug die Kinderzimmer. Da verschwindet doch die Frage, warum Männer kleine Köpfe auf Gemälden haben in der Bedeutungslosigkeit. Die Frauen sollten sich auf das besinnen, was sie sind: Frauen nämlich.
Georg Krakl: Fahrradanhänger (Vatertag 2008)
Diskriminierung: Schlechte Zähne
Der spricht bayrisch, der kriegt maximal den Mindestlohn!, spricht der Arbeitgeber und hat damit eine Todsünde im Rahmen des Gleichstellungsgesetzes gegangen. Niemand darf wegen seines Dialekts, seiner Lederhose oder seines Gamsbartes am Filzhut benachteiligt, sprich diskriminiert werden. Wenn der Bayrischsprechende auch noch eine Frau ist, über 40 Jahre alt und übergewichtige Muslimin, dann droht dem Übeltäter, der nur 5 € 50 zahlen will, soziale Vorhölle. Günther Krass: Erinnerungen (3) - 1959 - Am Fuß der blauen Berge
Im Dezember 1959 startete die Serie und ich hatte als Fünfjähriger große Schwierigkeiten, Ausschnitte aus dem Film zu sehen. Meistens saß ich unter dem Wohnzimmertisch, wo ich eine geraume Zeit unentdeckt bleiben konnte, und wo ich mich im Notfall, wenn es brenzlig wurde, abwenden konnte. Jesse Harper war der Held, ein ehemaliger berüchtigter Revolvermann, der schon eine ganze Latte an Kerben im Holz hatte, und lebte mit Slim Sherman in einer Männer-WG in einem Haus, das aus Holzplanken zusammengezimmert war. Das Dach des schlichten Domizils war immer reparaturbedürftig, denn Slim war eigentlich ständig auf diesem und nagelt Dachpappe oder andere Materialien an, um den Regen am Eindringen zu hindern. Dabei regnete es überhaupt nicht in Laramie. Nebenbei betrieb Slim eine Pferdewechselstation für die regelmäßig eintreffenden Kutschen der Laramie-Post. Das Fernsehen war schwarzweiß und die Welt, vor allem die amerikanische, war überschaubar. Es gab Gut und Böse, niemand musste sich für Zwischentöne interessieren, und auf die Idee, dass Slim und Jesse eine Beziehung hatten, kam niemand. Der amerikanische Cowboy oder Revolverheld war geschlechtslos, will heißen, er hatte kein Sexualleben: Frauen waren Mangelware, und so musste man sich anderen Aufgaben widmen, die insgesamt hochwertiger waren, etwa das Gute vor dem Bösen zu retten. Die Helden waren immer die Schnellsten, zogen rasant und trafen Stellen, die ein Scharfschütze nicht getroffen hätte; alles aus der Hüfte. Das wirkte elegant, lässig und unglaublich verantwortungsbewusst. Jesse und Slim überlebten immer, sie bleiben sogar unverletzt, sodass Slim weiter Dachpappe nageln und Jesse durch die Gegend reiten konnte, um bei Bedarf zum Haus zu galoppieren und Slim zuzurufen, er möge vom Dach steigen, es sei Not am Mann.
Ich habe viel gelernt damals: Die amerikanische Welt besteht aus Schwarz und Weiß. Der Gute ist der Sieger. Der Sieger ist der Gute. Es geht auch ohne Frauen. Dachpappenageln kann ein Lebensinhalt sein. Das Gute retten auch. Später stellte ich fest, das Amerika aus Schwarzen und Weißen bestand, also aus Bösen und Guten.
Kampfhundbesitzer? ( Freitag 9.5.08)
Hasso, sitz...aus jetzt...sei brav....Platz...nein, der Mann ist nicht aggressiv...nein, ich fühle mich nicht bedroht...Hasso...sitz...Platz...der will nur...hören Sie...nicht bewegen...hören Sie, bleiben Sie ruhig...Hasso, aus!....Brav!....Sei brav!....Aus!....Au!....Lässt du los!?.....Hasso, lässt du den Arm los!Der Mann...nein...aus jetzt!....Hasso!....Bleiben Sie ruhig!...Der will nur spielen....Hasso, spielen, aus!Aus jetzt! Hasso, will nur spielen...Hasso, der Mann will nur spielen!...Schluss!Sitz!Aus!Platz! Hierher!... Gut, dann lauf!....Hasso, fünf Minuten, dann bist du wieder hier!...Hasso!...Hallo, hören Sie mich?...Hallo, was ist los?...Der Hund wollte nur spielen!...Hallo!...Hallo!!...Das Handy!...Hasso! Sitz! Komm zurück, nein, nicht die Frau mit dem Kinderwagen!...Bleiben Sie ruhig! Ganz ruhig liegen bleiben, nicht bewegen! Ich rufe einen Krankenwagen!...Hasso!...Wo ist jetzt mein Handy?...Hasso!...Nein, nicht die Frau, nein, aus, nicht den Kinderwagen!...Hasso, aus!!!...Hasso!...Wo ist jetzt mein Handy....Scheiße...Georg Krakl: Würfel (Frühlingslyrik, 2001) (Donnerstag, 8.5.08)
werfen kannst du
den würfel
dürfen darfst du
den dürfel
müssen muss
der müssel
rüssen
will der rüssel
schießen schuss
der schussel
düssen dass
das dussel
Die neuen Frühlingsfarben (Montag, 5.5.2008)
Mutter und Tochter (Sonntag, 4.5.2008)
Ich will nicht, dass du fällst.
Aber ich liege doch schon am Boden.
Geburtstagskarte: Wusstest du schon... (Samstag, 3.5.08)
Geburtstagsgrüße sind ja immer positiv. Affirmativ eben. Sie bestätigen das Gewünschte. Hach, so bin ich also, denkt der Gegrüßte. Charmant. Super.
Aber mal ehrlich, wie sind die Leute, die charmant sind? Schmieren sie den Leuten nicht Honig ums Maul? Und wo ist die Grenze? Sind die Charmanten nicht die, die nie nein sagen können? Die lieber zuvorkommend, türaufhaltend und rechnungzahlend dem Konflikt aus dem Weg gehen? Und- charmant natürlich nur zu Frauen. Wie ist das dann Männern gegenüber? Charmant = kumpelhaft? So im Sinne einer an der Theke geschmiedeten Männerfreundschaft? Das ist doch etwas ganz anderes. Und überhaupt: Im Rahmen der Gleichstellung der Frau hat Charmantsein oder Charme einen faden Beigeschmack. Das sind doch diese alten Machos, die immer noch die gleiche Masche stricken. Wobei sie gar nicht stricken können, denn das widerspricht dem Macho. Das durchschauen Frauen mittlerweile, wenn sie umgarnt werden. Die anderen nehmen es immer noch billigend, also genüsslich, in Kauf. Ehrlich gesagt, der Begriff charmant ist fragwürdig und einseitig. Und welche versteckten Vorwürfe da mitschwingen!
Liebenswert. Das klingt so weinerlich. Keiner hat mich lieb.Alle denken nur an sich. Da hat doch jeder das Bild vom verheulten Jungen vor dem inneren Auge, der rotznäsig auf die Mutti wartet, dass sie ihm die Nase putze und mal kräftig an den Busen lege. Klar, dass da in den Damen die Mütterherzen schlagen, praktisch Domglocken gleich, dass da Instinkte freigeschüttelt werden! Die Antwort für den Verheulten: Du bist es auch wert, geliebt zu werden. Du bist nicht allein, um es mit Roy Black zu sagen. Heul doch, wir haben dich trotzdem lieb. Dagegen kann man gar nichts machen. Wer will mit diesem Bild als Mann leben? Liebenswert. Das klingt schon wieder nach Fehlern. Wir nehmen dich wie du bist. Und du bist eben so. Kann man nichts machen. Wer von liebenswert spricht, ist doch nur jemand, der seine antrainierte Herzensgüte präsentieren möchte. Motto: Hallo, hier komme ich, ich habe ein großes Herz! Wer muss getröstet werden? Ach, selbstverliebte Egomanen sind das, die ein neues Opfer suchen.
Dufter Typ. Da zieht sich die Nase zusammen und wir schnuppern angestrengt. Vielleicht, um Witterung aufzunehmen. Wonach duftet ein dufter Typ? Versteckter Hinweis, gut gemeint natürlich: Hat dein Deo versagt? Obwohl angemerkt werden muss: Wenn mir etwas stinkt, dann finde ich das nicht dufte. Aber: Wenn jemand verduftet ist? Ist er dann doch dufte, oder stinkt es dem oder der? Schwierige Frage.
Mit der umgangssprachlichen Wendung "dufte" ist vorsichtig umzugehen. Schnell wird daraus: Ich kann dich nicht riechen. Vielleicht, weil das Deo neutral ist und mit dem Körpergeruch gemischt ein Nichts ergibt. Oder, weil es einfach stinkt, also, der Typ.
Manchmal greift die Hand, die Gutes will, daneben. Die Welt ist voller Fußangeln und Kopfnüsse. Wer will schon immer die möglicherweise tragische Reichweite seiner Handlungen voraussehen? Eine gutgemeinte Karte kann den Gegrüßten in ein tiefes Loch stürzen, aus dem er sich nicht selbständig herausarbeiten kann. Das Unbewusste schwingt mit. Das wollte ich dir schon immer mal sagen, habe es aber nie gewagt. Du bist ein Honigumsmaulschmierer, du bist eine Heulsuse und du stinktst mir gewaltig! Auf der Karte heißt das: Wusstest du schon, dass du ein charmanter, liebenswerter und dufter Typ bist?
Da bleibt nur die Karte, mit der man fast nichts falsch machen kann: Geburtstag, Alter! Wann gibt's die Getränke?
Apothekenbesuch: Weiß gar nicht, wie die Kollegin darauf kommt...
Also, wir kriegen jeden Moment Ware, da werden auch weitere Schachteln dabei sein. Gut, ich habe noch zu tun, beantworte ich die noch nicht gestellt Frage, ich komme auf dem Rückweg wieder rein und hol die Sachen ab. Ich leg das dann für Sie zurück!, ruft die Medikamentendame hinter mir her, und ich fühle mich sofort verpflichtet auch wirklich zurückzukehren. Sie hat ja extra für mich die Schachtel aus dem Regal unter den Ladentisch gelegt, um meinen Bedürfnissen gerecht zu werden, um mich zu heilen, den ein Schmerz in der Schulter plagt.
Ein Stunde später ist die Dame in der Apotheke ausgetauscht. Tag, sage ich, sie hatten einige Schachteln Wärmepacks (Oder Packen?) zurückgelegt, bzw. ihre Kollegin.
Die neue Dame schreitet zügig zum Regal. Es ist aber nur noch eines da. Jaja, sage ich, das war es vorhin auch nur. Es sollte doch neue Ware kommen, sagte mir ihre Kollegin. Weiß gar nicht, wie meine Kollegin darauf kommt. Das macht doch der Computer. Wenn die Ware aus ist, also auf null, dann wird neue bestellt. Aha, das klingt jetzt aber ganz anders. Ich nehme dann mal diese Schachtel. Morgen, also, morgen kommt wieder neues Material, weil, jetzt ist der Bestand ja, weil sie gekauft haben, auf null. Hm, sage ich, ich muss also erst den Laden leerkaufen, damit sie beliefert werden. Haha, ja nicht ganz, aber im Grunde schon. Nicht mal zurückgelegt hat die verräterische und unwissende Kollegin der Bedienung mein Wärmepack. Ich bin enttäuscht.
Ich zahle den stolzen Preis, denn in Apotheken gibt es nur stolze Preise. Aber hier wird einem ja auch auf Wunsch die Packungbeilage vorgelesen und bei Verständnisproblemen erklärt. Das kostet.
Ich beschließe, demnächst skrupelloser zu sein, zu sagen, ich käme wieder und bleibe einfach weg und kaufe da, wo ich das bekomme, was ich haben will. Vor allem: Wie viel ich haben will.
Ich weiß auch nicht, wie die Kollegin der Kollegin darauf gekommen ist, dass sich die Regale den Wünschen der Kunden entsprechend füllen. Vielleicht steht das in der Packungsbeilage, die ich mir nicht habe vorlesen lassen.